Fast 20 Prozent des Bodens in Städten und Agglomerationen sind von Strassen oder Trottoirs bedeckt. Solche Verkehrsflächen erwärmen sich an heissen Sommertagen besonders stark und begünstigen dadurch die Entstehung von Hitzeinseln. Schuld daran ist unter anderem schwarzes Bitumen, das Bindemittel in Asphaltbelägen. Dunkle Oberflächen, die sich tagsüber auf bis zu 70 Grad erhitzen, speichern so viel Wärme, dass die Umgebung auch in der Nacht nicht mehr richtig abkühlt.
Die Firma Grolimund + Partner sucht im Rahmen des Pilotprojektes A.05 «Kühle Strassenbeläge» nach Alternativen zu klassischen schwarzen Asphaltbelägen. Eine mögliche Lösung sind zum Beispiel helle Split-Elemente, die in die oberste Deckschicht der Fahrbahnen eingearbeitet werden. Sie absorbieren weniger Sonnenenergie. Andere Testbeläge durchziehen feine Poren, in denen sich Wasser sammeln kann, der die Oberfläche bei der Verdunstung kühlt.
Auf einem Testgelände im Kanton Freiburg experimentierte die Firma mit diversen Belagsmischungen. Seit Anfang Juli werden besonders vielversprechende Ansätze auf zwei stark befahrenen Strassenabschnitten in Bern und Sion auf ihre Alltagstauglichkeit hin geprüft. Dabei kamen verschiedene Verfahren zum Einsatz.
Auf beiden Strassenabschnitten fahren die Fahrzeuge über rund ein Dutzend unterschiedlich geteerte Abschnitte von jeweils rund 20 Metern Länge. Sensoren zeichnen die Lufttemperatur an der Oberfläche sowie die Temperatur des Asphalts und des Unterbodens auf. Parallel werden auch andere Faktoren wie beispielsweise der Lärm der vorbeifahrenden Fahrzeuge erfasst.
Die vorläufigen Resultate nach den ersten Monaten Testbetrieb sind vielversprechend: An Tagen mit intensiver Sonnenstrahlung heizen sich die getesteten Beläge um durchschnittlich 7 bis 11 Grad weniger auf, als die umliegenden Vergleichsstrecken. Die neuartigen Strassenoberflächen kühlen sich zudem deutlich schneller wieder ab.
Nach diesem ersten Praxistest geht es in der nächsten Phase des Pilotprojekts darum, die positiven Resultate für eine breite Anwendung umzusetzen. Dazu gehören einerseits Hochrechnungen zur grossflächigen Wirkung, beispielsweise in einer gesamten Stadt. Andererseits sucht das Projektteam das Gespräch mit weiteren Akteuren im Strassenbau, um Praxisfragen wie Dauerhaftigkeit, Unterhaltsaufwand und Markierungsverhalten der neuartigen Beläge zu klären.