Die Schweiz ist international stark vernetzt. Sie steht mit verschiedensten Ländern der Welt und ihren Akteuren in Beziehung, sei es aufgrund von Handelsbeziehungen, Direktinvestitionen, dem Tourismus, der Aussenpolitik, der Migration oder der Entwicklungszusammenarbeit. Diese Vernetzung bringt es mit sich, dass die Schweiz auch von Entwicklungen und Ereignissen im Ausland, wie eben klimabedingten Veränderungen indirekt betroffen ist.
Finanzdienstleistungen
Der Finanzplatz Schweiz ist bei der Verwaltung privater Vermögenswerte aus dem In- und Ausland weltweit führend. Die Schweiz beherbergt zudem einen der zehn grössten Versicherungsmärkte Europas. Wirken sich die Folgen des Klimawandels auf den Finanzsektor aus, könnte es zu einer Schädigung vermögender Bankkunden (aus dem Ausland) kommen, aber auch zu einer Gefährdung schweizerischer Investitionen im Ausland und zu grösseren Risiken im Versicherungsgeschäft. Klimarisiken werden bereits heute teilweise in Anlagenanalysen berücksichtigt. Dies kann weiter ausgebaut werden. Für Versicherungen gehört die Berücksichtigung des Klimawandels zum Kerngeschäft.
Mehr Infos: Fachbericht Auswirkungen des Klimawandels im Ausland - Risiken und Chancen für die Schweiz (ab Seite 69)
Nahrungsmittelversorgung
Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz bewegte sich inklusive importierten Futtermittels in den letzten Jahren (1995-2014) zwischen 50% und 59%. Die Mehrheit der Produktimporte stammen aus der EU, aber Landwirtschaftsgüter und wichtige Vorleistungsprodukte wie Kakao- oder Kaffeebohnen stammen auch aus anfälligen Gebieten gegenüber dem Klimawandel. Marktkonzentrationen wie z.B. Soja aus Brasilien erhöhen zudem die klimabedingten Risiken.
Klimarisiken können in Beschaffungsprozesse integriert werden. Bei Vorleistungen kann z. T. diversifiziert werden. Bei Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln mit hoher Marktkonzentration sind Einflussmöglichkeiten gering.
Energieversorgung
Die Schweiz ist zu rund 75% auf Importe angewiesen. Die importierten Energieträger stammen zum Teil aus anfälligen Ländern gegenüber dem Klimawandel. Der Klimawandel kann im Ausland relevante Auswirkungen auf Abbauanlagen, Raffinerien und Transportrouten für fossile Energien haben, aber auch auf Stromnetze und die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Dadurch könnte es bei fossilen Energieträgern und der Elektrizitätsversorgung in der Schweiz zu Beeinträchtigungen kommen.
Bei fossilen Energien bestehen Pflichtlager für Erdöl. Mehrere Pipelines für Erdgas und Anschlüsse an europäische Erdgasspeicher streuen das Risiko. Die hohe Grenzkapazität bei Elektrizität kann klimabedingte Unterbrüche abfedern.
Sicherheit
Der Klimawandel kann Risiken für die menschliche Sicherheit und gewalttätige Konflikte im Ausland erhöhen. Der aktuelle sicherheitspolitische Bericht der Schweiz hält fest, dass die Fragilität von Staaten in den letzten Jahren infolge des Klimawandels zugenommen hat. Betroffen sind auch Länder, in denen sich die Schweiz z. B. aufgrund wirtschaftlicher Tätigkeiten oder politischer Interessen engagiert.
Über Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Diplomatie kann die Schweiz das Risiko für menschliche Sicherheit in betroffenen Ländern reduzieren.
Entwicklungszusammenarbeit
Der Fokus der Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz liegt oft auf Menschen in ländlichen Räumen mit grosser Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen. Der Klimawandel beeinträchtigt die Lebensgrundlagen der Zielgruppen der Entwicklungszusammenarbeit vielerorts stark und kann erzielte Fortschritte gefährden.
Die Schweiz engagiert sich bereits stark in Projekten zum Klimaschutz und der Klimaanpassung und hat den Klimawandel als Querschnittsthema integriert.
Wirtschaftsleistung
Durch die internationale Vernetzung können sich Auswirkungen des Klimawandels im Ausland über den Import und Export von Gütern und Dienstleistungen auf die Schweiz auswirken. Im Beschaffungsland kann es zu veränderten Produktionsbedingungen und -einbussen kommen, im Absatzland zu einer Beeinträchtigung der Wirtschaftsentwicklung und einer veränderten Nachfragestruktur. Risiken bestehen vor allem bei Unternehmen mit hohem Exportanteil in anfällige Länder oder starker Abhängigkeit von Gütern aus klimasensitiven Regionen.
Die Privatwirtschaft kann durch Diversifizierung von Zulieferketten und Absatzmärkten und Zusammenarbeit mit Zulieferern zur Stärkung der Resilienz beitragen. Die Klimarisiken müssen zudem systematischer in Betriebsführung und Investitionsentscheide integriert werden.
Migration
Der Klimawandel ist einer von vielen Faktoren, die die Migration beeinflussen. Die Schweiz ist kein primäres Zielland für «klimabeeinflusste» Migration, da sie in der Regel über kürzere Distanzen stattfindet. Für aus vulnerablen Ländern Geflohene und mit wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit Konfrontierte stellt die Schweiz aber ein mögliches Zielland dar.
Unterstützung bei der Resilienz von Menschen in ihren Ursprungsländern und die Unterstützung von Herkunfts-, Transit-, und Zielländern ist entscheidend. Bei der Arbeitsmigration durch den Klimawandel ist die Schweizer Arbeitsmarktpolitik zentral.
Weiterführende Informationen
Letzte Änderung 05.01.2021