Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «Effekt von Hitzeperioden auf die Sterblichkeit und Adaptionsmassnahmen»

Die Hitzewelle im Sommer 2003 führte in der Schweiz zu einer erhöhten Sterblichkeit. In der Folge setzten diverse Kantone präventive Massnahmen wie Informationskampagnen und Hitzewarnungen um. Nun wurde der Einfluss von Hitzeereignissen auf die Sterblichkeit untersucht und die Wirkung von Präventionsmassnahmen evaluiert.

Ausgangslage 

Als Folge der Hitzeperiode im Sommer 2003 wurden schweizweit rund 7 % mehr Todesfälle verzeichnet als anhand von Modellrechnungen zu erwarten gewesen wären. Daraufhin entwickelte das Bundesamt für Gesundheit zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt eine Informationskampagne zum Verhalten bei Hitze. Viele Kantone haben deren Inhalt übernommen. Einige Kantone führten Hitzefrühwarnsysteme ein. Erfahrungen in Frankreich deuten darauf hin, dass präventive Massnahmen die hitzebedingte Mortalität reduzieren können. In der Schweiz wurde die Wirkung solcher Massnahmen bisher nicht evaluiert.

Ziele

Der Einfluss von Hitzeereignissen auf die Sterblichkeit sollte für die Schweiz und für einzelne Regionen untersucht werden. Dabei sollten besonders stark betroffene Bevölkerungsgruppen und die gesundheitsrelevanten Temperaturindikatoren identifiziert werden. Auch sollten die Massnahmen bewertet werden, die seit 2003 eingeleitet wurden, um die hitzebedingte Sterblichkeit zu reduzieren. Dadurch sollten Gesundheitsbehörden die notwendigen Grundlagen erhalten, um effiziente Präventionsmassnahmen ergreifen zu können. 

Vorgehen 

  • Bestandesaufnahme der Massnahmen der Kantone
  • Untersuchen des Einflusses hoher Temperaturen auf die Sterblichkeit
  • Evaluation der Wirkung kantonaler Massnahmen zur Prävention hitzebedingter Sterblichkeit
  • Identifizieren der am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppen
  • Verbreiten der Ergebnisse durch Newsletter, Workshops und Publikationen 

Ergebnisse 

Das hitzebedingte Sterberisiko nimmt ab Tageshöchsttemperaturen von 30 °C mit jedem zusätzlichen Grad stark zu. Am grössten ist das Sterberisiko am Hitzetag selbst. Aber auch noch an den folgenden Tagen bleibt ein signifikantes Todesfallrisiko bestehen, sodass sich bei einer mehrtägigen Hitzewelle die Auswirkungen kumulieren. Vor allem bei Frauen bleibt das Sterberisiko bis drei Tage nach einem Hitzetag signifikant erhöht, bei Männern ist das Todesfallrisiko am eigentlichen Hitzetag am grössten. Am meisten betroffen sind Personen über 74 Jahre. Der Zusammenhang mit der Sterblichkeit ist für verschiedene Temperaturindikatoren (Tagesmaximum-, Tagesdurchschnitts-, gefühlte Tagesmaximumtemperatur) ähnlich. Einzig bei nächtlichen Temperaturen über 20 °C ist der Einfluss auf die Sterblichkeit stärker. Generell sind die Auswirkungen von hohen Temperaturen zu Beginn der warmen Jahreszeit (Mai bis Juli) grösser als im Spätsommer (August bis September). Die französisch- und italienischsprachigen Kantone sind sehr aktiv in der Prävention von hitzebedingten Beeinträchtigungen der Gesundheit. Hitzemassnahmenpläne mit Frühwarnsystemen umgesetzt haben die Kantone Wallis, Neuenburg, Genf, Waadt, Tessin und Freiburg. In Städten mit Hitzefrühwarnsystemen hat die hitzebedingte Sterblichkeit im Zeitraum 2004 – 2013 im Vergleich zur Periode 1995 – 2002 abgenommen. In Städten ohne solche Massnahmen wurde keine Abnahme beobachtet. 

Fazit 

Es gibt grosse kantonale Unterschiede in der Prävention der hitzebedingten Mortalität und Morbidität. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Hitzemassnahmenpläne wie z. B. im Kanton Waadt die hitzebedingte Mortalität reduzieren. Jedoch bleibt noch unklar, wie gross der Einfluss von Hitzemassnahmenplänen auf Erkrankungen und Spitaleinweisungen ist.

Trotz Präventionsmassnahmen nimmt auch nach dem Jahr 2003 das Sterberisiko ab Tageshöchsttemperaturen von 30 °C markant zu, auch wenn es nur einen Tag lang so heiss bleibt. Daher sind neben Massnahmenplänen zu Hitzewellen, die Extremereignisse darstellen, auch Präventionsaktivitäten zu empfehlen, die generell auf Sommertage (Temperaturen über 25 °C) zielen.

Eine vertiefte Evaluation der Wirkung einzelner Präventionsmassnahmen fehlt bis anhin. Daher ist es wichtig, die Entwicklung der hitzebedingten Gesundheitsauswirkungen weiter zu beobachten. Nur so kann abgeschätzt werden, ob weitere Massnahmen erforderlich sind.


Projektträger: Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut

Pilotgebiet: Schweiz, Vertiefung in acht Städten (Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern, St. Gallen, Zürich)

Laufzeit: 2014 - 2016

Begleitung: Bundesamt für Gesundheit

Weiterführende Informationen

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut
Martina Ragettli

martina.ragettli@swisstph.ch

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Klimaberichterstattung und –Anpassung

Papiermühlestr. 172
3063 Ittigen

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