Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «Urban Green & Climate Bern: Bäume für die klimaangepasste Stadtentwicklung»

Der Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Baumvegetation in Städten ist wenig erforscht. Am Beispiel der Stadt Bern wurden Methoden und Konzepte für eine nachhaltige Bewirtschaftung des städtischen Baumbestands entwickelt, die den erwarteten Veränderungen der klimatischen Bedingungen Rechnung tragen.

Ausgangslage

Bäume im urbanen Raum erbringen wichtige Ökosystemleistungen wie die Verbesserung des Mikroklimas, die Speicherung von CO2 oder den Rückhalt und die Speicherung von Niederschlagswasser. Wie sich der Klimawandel auf diese Leistungen in den Städten auswirkt, war bislang weitgehend unbekannt. Gleiches gilt für den Einfluss des Klimawandels auf die urbane Baumvegetation.

Der Baumkataster der Stadt Bern stellt umfangreiche Grundlagen für eine Untersuchung der Zusammenhänge bereit. Er enthält Daten zu Standort, Alter und Gattung von Einzelbäumen auf öffentlichem Grund. Stadtgrün Bern verfügt zudem über Erfahrungswissen zu Risikostandorten und zur Vitalität einiger Baumbestände. Zum Baumbestand auf privatem Grund stehen analoge Daten von besonders schützenswerten Bäumen zur Verfügung.

Ziele 

Das Projekt zielte einerseits darauf ab, Wissenslücken zu schliessen. Im Fokus stand dabei die Vulnerabilität städtischer Baumbestände gegenüber klimatischen Veränderungen. Andererseits interessierte die Bedeutung der Ökosystemleistungen von Bäumen, insbesondere die Funktion als Kohlenstoffsenken und der Einfluss von Grünflächen auf das Stadtklima. Die Erkenntnisse des Projekts sollten Grundlagen liefern für eine im Hinblick auf den Klimawandel angemessene Bewirtschaftung des Baumbestandes.

Vorgehen 

  • Erheben von Klimadaten an zwei temporären Messstationen an Parkstandorten und Erstellen von Klimamodellen für den urbanen und ruralen Raum der Stadt Bern sowie Clusterbildung von verschiedenen Standorttypen
  • Erfassen der häufigsten Baumarten, Untersuchen ihrer klimatischen Ansprüche, Erheben des Gesundheitszustands des Baumbestandes und Bestimmen von möglichen Potenzialarten für das zukünftige Klima in der Stadt Bern
  • Untersuchen der Ökosystemleistungen der Bäume, insbesondere der Kohlenstoffspeicherung
  • Ausarbeiten von möglichen Massnahmen für eine klimaangepasste Stadtentwicklung
  • Publikation und Verbreitung der Ergebnisse 

Ergebnisse 

Die Vitalität des Baumbestands in der Stadt Bern ist bereits heute geschwächt bis leicht geschädigt, was meist auf ungünstige Standortfaktoren für einzelne Bäume oder Baumgruppen zurückzuführen ist. Einige der geschwächten Baumarten wie die Gewöhnliche Rosskastanie, die Sommer-Linde und der Berg-Ahorn werden durch den Klimawandel weitere Beeinträchtigungen erfahren. Mögliche Potenzialbaumarten, die sich für das zukünftigeKlima in Bern gut eignen, sind die Zerr-Eiche, der Tatarische Steppen-Ahorn, der Schneeballblättrige Ahorn und die Orientalische Hainbuche. Diese Arten stammen aus dem kontinentalen Kroatien, wo heute ein Klima herrscht, wie es für die Region Bern um das Jahr 2080 erwartet wird. Mittels LiDAR-Fernerkundungsdaten wurde der gespeicherte Kohlenstoff in der oberirdischen Biomasse der Berner Stadtbäume auf 14,9 Tonnen pro Hektare geschätzt.

Für die Praxis entstanden die Faktenblätter «Stadtklima und Klimawandel», «Städtische Grünflächen im Klimawandel», «Urbane Baumarten und Klimawandel» sowie «Stadtbäume für den Klimaschutz». Die Projektergebnisse wurden im Sommer 2017 der interessierten Berner Bevölkerung im Rahmen von Stadtrundgängen präsentiert. 

Fazit 

Mit zunehmender Erwärmung wird in urbanen Räumen die Ökosystemleistung «Kühlung» durch Grünräume und Bäume weiter an Bedeutung gewinnen. Stadtbäume sind als Kohlenstoffspeicher relevant. Andere Ökosystemleistungen wie die Verbesserung des Luftaustauschs, die Senkung der Lufttemperatur und die Erhöhung der relativen Luftfeuchte sind für die Städte und ihre Einwohner jedoch wichtiger.


Projektträger: Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften

Pilotgebiet: Stadt Bern

Laufzeit: 2014 - 2016

Begleitung: Bundesamt für Umwelt

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften
Oliver Gardi

oliver.gardi@bfh.ch

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Bundesamt für Umwelt BAFU
Klimaberichterstattung und –Anpassung

Papiermühlestr. 172
3063 Ittigen

climate-adaptation@bafu.admin.ch
www.bafu.ch

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