Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «ACCLAMÉ: Wiederherstellung der Biodiversität in alpinen Teichen»

Die als Folge des Klimawandels steigenden Temperaturen schränken den Lebensraum kälteliebender, gewässergebundener Tier- und Pflanzenarten in den Alpen ein. Sie besiedeln deshalb neue Lebensräume in höheren, kühleren Lagen. Das Projekt hat die Bevölkerung und die betroffenen Akteure für die Problematik sensibilisiert und Ansätze aufgezeigt, wie geeignete alpine Wasserflächen für die durch die Klimaerwärmung gefährdeten Arten wiederhergestellt und angelegt werden können.

Ausgangslage

Der Klimawandel gefährdet die aquatische Biodiversität, insbesondere jene der alpinen Seen, Teiche und Tümpel. Da der Lebensraum kälteliebender, gewässergebundener Arten eingeschränkt wird, müssen diese neue Habitate in höheren Lagen besiedeln. Entsprechende natürliche Gewässer – an geeigneten Standorten wiederhergestellt oder angelegt – können die Anpassung der kälteliebenden Arten an die veränderten Klimabedingungen unterstützen.

Ziele

Das Projekt bezweckte in erster Linie, die «Best Practices» der Wiederherstellung und Neuanlage alpiner Kleingewässer unter den Gesichtspunkten alpine Biodiversität und nachhaltige Entwicklung zu prüfen. Das zweite Ziel bestand darin, eine Pilotaktion zur Schaffung alpiner Stillgewässer durchzuführen. Diese sollte zur Sensibilisierung der Bevölkerung und Akteure vor Ort für das Problem der Klimaerwärmung und ihre Auswirkungen auf die Biodiversität beitragen.

Vorgehen

  • Erfassen und Kartieren der in den letzten 20 Jahren im Kanton Wallis durchgeführten Massnahmen zur Wiederherstellung alpiner Gewässer (Tümpel, Teiche, kleine Seen)
  • Identifizieren der alpinen Arten, welche die neuen Stillgewässer besiedelt haben, und Bestimmen der Voraussetzungen für ihre erfolgreiche Ausbreitung in diesen Lebensräumen
  • Abschätzen des sozioökonomischen Wertes dieser neuen Teiche in der alpinen Landschaft
  • Ermitteln der Voraussetzungen für die erfolgreiche Anlage eines alpinen Teichs
  • Anlegen eines aus ökologischer und gesellschaftlicher Sicht geeigneten alpinen Pilotteichs in Isérables
  • Nutzen des Teichs zur Sensibilisierung der Bevölkerung und von Touristen für die Auswirkungen des Klimawandels

Ergebnisse

Das wichtigste Produkt des Projekts ist der Teich, der auf dem Gebiet der Gemeinde Isérables geschaffen wurde, um die Besiedlung durch alpine Arten zu beobachten. Der Teich weist eine Fläche von 400 Quadratmetern auf und liegt auf einer Höhe von 2160 Metern über Meer. Mit der Anlage dieses Teichs und den damit verbundenen Veranstaltungen (Einweihung, Treffen, Zusammenarbeit mit der Schule der Gemeinde) wurde die Bevölkerung für die Bedrohung der Biodiversität durch den Klimawandel sensibilisiert. Studierende konnten zudem Forschungsarbeiten und Workshops rund um den Teich durchführen.

Weiter wurde im Rahmen des Projekts eine Best Practice-Broschüre realisiert, in der gute Beispiele der Anlage von alpinen Kleingewässern dargestellt werden. Sie basiert auf ökologischen und sozialen Informationen, die bei rund fünfzig in den Walliser Alpen wiederhergestellten Feuchtgebieten gesammelt wurden.

Die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit wird auch durch eine Website unterstützt, auf der unter anderem eine Beobachtungsstelle der klimatischen Veränderungen (Netz alpiner Kleingewässer im Wallis) vorgestellt wird.

Fazit

Eine ökologische und soziale Bilanz der Massnahmen zur Wiederherstellung alpiner Stillgewässer bildet ein Novum. Sie wird in zweierlei Hinsicht für zwei verschiedene Zielgruppen genutzt. In einer Broschüre werden die neuen und bestehenden Kenntnisse über Best Practices für die Anlage neuer Gewässer in höheren Lagen zusammengefasst. Eine wissenschaftliche Publikation unterstreicht den Nutzen von Massnahmen zur Wiederherstellung von Gewässern für die alpine Biodiversität.

Das Projekt erreichte zumindest regional eine gewisse Sensibilisierung für einen wenig beachteten Lebensraum mit kaum bekannten Lebensgemeinschaften. Die Produkte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Aufwertung bestehender Natur auf der einen und landschaftsgestaltendem «Ecoengineering» im Sinne von Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel auf der anderen Seite. Die Best Practice-Broschüre trägt zur Sensibilisierung von Laien bei. Den Experten ermöglicht sie die Wahl eines geeigneten Vorgehens bei der Schaffung von neuen Kleingewässern in höheren Lagen.


Projektträger: Haute école du paysage, d’ingénierie et d’architecture de Genève hepia

Pilotgebiet: Gemeinde Isérables (VS)

Laufzeit: 2014 - 2016

Begleitung: Bundesamt für Umwelt

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

hepia
Beat Oertli

beat.oertli@hesge.ch

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Bundesamt für Umwelt BAFU
Klimaberichterstattung und –Anpassung

Papiermühlestr. 172
3063 Ittigen

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