Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «Anpassung an den Klimawandel im Bereich der Biodiversität im Kanton Aargau»

Die Biodiversität ist vom Klimawandel stark betroffen. In drei Fallstudiengebieten des Kantons Aargau wurde untersucht, wie klimasensitive Lebensräume und ausgewählte Tier- und Pflanzenarten bei ihrer Anpassung an die veränderten Klimabedingungen unterstützt werden können.

Ausgangslage

Die Fallstudie «Risiken und Chancen des Klimawandels im Kanton Aargau» des Bundesamtes für Umwelt bewertet die Biodiversität als einen der Bereiche, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Durch den Klimawandel können sich charakteristische Merkmale heutiger Lebensräume und die Artenzusammensetzung verändern. Insbesondere feuchteliebende einheimische Arten mit geringer Anpassungsfähigkeit und kleinen Populationen dürften davon betroffen sein.

Ziele

Ziel des Projektes war es, Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel für klimasensitive Lebensräume im Kanton Aargau aufzuzeigen. Zudem sollten die Auswirkungen von klimatischen Veränderungen und von Anpassungsmassnahmen auf die Ökosystemleistungen analysiert werden. Der Fokus lag auf der lokalen Ebene. Es sollten jene Akteure unterstützt werden, die Naturschutzprojekte umsetzen.

Vorgehen

  • Erarbeiten von Grundlagen zu drei Fallstudiengebieten (Feuchtgebiete im Reusstal, Orchideen-Föhrenwälder im Jurapark, Natur im Siedlungsraum in Villmergen), Analyse der aktuellen Ökosystemleistungen und Abschätzen möglicher Veränderungen
  • Entwickeln von Anpassungsmassnahmen
  • Diskussion der Massnahmen mit Betroffenen (Gemeinden, Naturschutzorganisationen, Landbesitzer etc.) im Rahmen von Workshops und Festlegen der umzusetzenden Massnahmen
  • Aufbereiten der Ergebnisse für Gemeinden, Verbreiten durch Publikationen, Veranstaltungen und Exkursionen

Ergebnisse

Interviews mit lokalen Experten ergaben, dass eine klimawandelbedingte Verschiebung der Artenzusammensetzung zu mehr wärme- und trockenheitstoleranten Arten angenommen wird. Gleichzeitig schätzten die Experten aller Fallstudiengebiete anthropogene Faktoren wie Nährstoff- und Schadstoffeinträge oder erhöhten Nutzungsdruck im Vergleich zum Klimawandel als gleichbedeutend oder bedeutender ein.

In den Interviews kam auch zum Ausdruck, dass der Pflegeaufwand für einzelne Schutzobjekte bereits heute sehr gross ist und sich dieser mit fortschreitendem Klimawandel noch vergrössern kann. Inwiefern dieser Aufwand aus Kosten-Nutzen-Überlegungen Sinn macht, hängt auch davon ab, wie die Veränderung der Artenzusammensetzung eines Lebensraums bewertet wird. Bei dieser Bewertung zeigten sich bei den lokalen Experten grosse Unsicherheiten.

Ausgehend von den Interview-Ergebnissen wurden zwei Instrumente entwickelt und getestet, die den lokalen Akteuren zur systematischen Berücksichtigung des Klimawandels dienen sollen. Der Leitfaden «Klimawandel-Check» für das Biodiversitätsmanagement ermöglicht anhand von vier Schritten, die Ziele und Massnahmen für ein bestimmtes Gebiet im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels zu überprüfen und allenfalls anzupassen. Das Merkblatt «Natur im Siedlungsraum und Klimawandel» soll Gemeinden zusätzliche Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, wie die Auswirkungen beim Management von Grün- und Freiräumen berücksichtigt werden können.

Fazit

Die Arbeiten machen deutlich, dass der Umgang mit dem Klimawandel im Biodiversitätsmanagement für alle Beteiligten eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe darstellt. Der Grund dafür ist das fehlende Wissen zu den konkreten Auswirkungen auf lokaler Ebene. Hier besteht Forschungsbedarf, um die notwendigen Grundlagen für spezifische Anpassungsmassnahmen zur Verfügung zu stellen und proaktives Handeln zu ermöglichen.

Die erarbeiteten Hilfsmittel bieten willkommene Beiträge zur Auseinandersetzung mit der Thematik. Sie können sowohl zur Sensibilisierung als auch zur Diskussion von Anpassungsaktivitäten eingesetzt werden. Die Entwicklung von Lösungswegen, die den Klimawandel im Biodiversitätsmanagement berücksichtigen, steht jedoch noch am Anfang. Die vorliegenden Erkenntnisse bilden einen Ausgangspunkt. Zusammen mit den Erfahrungen aus anderen Projekten unterstützen sie die schrittweise Entwicklung von Anpassungsmassnahmen im Biodiversitätsmanagement.


Projektträger: Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung Landschaft und Gewässer

Pilotgebiet: Kanton Aargau, drei Fallstudiengebiete: Reusstal, Gemeinde Villmergen, Jurapark Aargau

Laufzeit: 2014 - 2016

Begleitung: Bundesamt für Umwelt

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

Kanton Aargau
Norbert Kräuchi

norbert.kraeuchi@ag.ch

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Bundesamt für Umwelt BAFU
Klimaberichterstattung und –Anpassung

Papiermühlestr. 172
3063 Ittigen

climate-adaptation@bafu.admin.ch
www.bafu.ch

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