Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «Optimale Nutzung der Wasserressourcen durch die Landwirtschaft»

Der Klimawandel kann in der Region Broye/Seeland zu Situationen mit Wasserknappheit führen. Mit einem Simulationsmodell wurden Prognosen für die verfügbaren Wasserressourcen und den Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft erstellt und auf einer Online-Plattform publiziert. Diese ermöglichen ein optimiertes Wassermanagement.

Ausgangslage 

Die Landwirtschaft in der Region Broye/Seeland und insbesondere der dortige Gemüse- und Kartoffelanbau sind auf eine ausreichende Bewässerung angewiesen. Steigende Temperaturen und vermehrte Trockenheitsperioden können lokal und regional zu zeitlich begrenzten Engpässen im Wasserdargebot führen. Damit in Situationen mit Wasserknappheit das verfügbare Wasser optimal eingesetzt wird, sind vertiefte Kenntnisse über die Wasserreserven und den Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft notwendig.

Ziele 

Das Hauptziel des Projekts bestand darin, die Wassernutzungseinschränkungen gestützt auf die Vorhersage der Witterungsbedingungen und des Wasserbedarfs der Kulturen zu optimieren. Ein weiteres Ziel war, den Landwirten Informationen über die Abstimmung von Bewässerungsmenge und -zeitpunkt zu vermitteln. Dabei werden der aktuelle Stand und die Entwicklung der Bodenfeuchtigkeit und der Bedürfnisse der verschiedenen Kulturen berücksichtigt. Als drittes Ziel sollten anhand der Analyse früherer Daten die Gebiete mit Wasserdefiziten bestimmt und der quantitative Bewässerungsbedarf abgeschätzt werden.

Vorgehen 

  • Sammeln und Aufbereiten notwendiger Daten und Informationen zur Region, Einteilen der Flächen nach Bodentypen und Kulturarten auf Gemeindeebene
  • Zusammenführen und Anpassen bestehender Simulationsmodelle: a) Wasserbedarfsmodell, das aufgrund der Wettervorhersage und des Bodenzustands für jede Kombination von Boden/Kultur den theoretischen Bewässerungsbedarf ermittelt, und b) hydrologisches Modell der Gewässer im Untersuchungsgebiet
  • Aufbauen einer Webplattform, auf der die Ergebnisse in Echtzeit und mit einem Prognosehorizont von zehn Tagen publiziert werden können, und Entwickeln eines Alarmsystems für die Gebiete mit Wasserdefiziten
  • Durchführen eines Workshops für die Projektpartner, Verfassen eines Methodenberichts, Verbreiten der Ergebnisse 

Ergebnisse 

Über die Online-Plattform ist es möglich, täglich Daten zur Wasserverfügbarkeit und zum Wasserbedarf der verschiedenen Kulturen zu publizieren. Dadurch wird es einfacher, Wasserknappheit bei einer Wasserentnahmestelle zu erkennen. Die Modellrechnungen bilden die effektiven Abflüsse und Wasserstände sehr gut ab, beim Wasserbedarf stimmen die Grössenordnungen.

Für die zuständigen Behörden können die Informationen bei Entscheidungen über Entnahmebeschränkungen eine quantitative Grundlage liefern. Dank der umfassenden Datenbasis der Plattform können vergangene Zeitabschnitte evaluiert werden. Sie ermöglicht Simulationen der Jahre 2000 bis 2015, mit denen Gebiete mit Wasserdefiziten aufgezeigt und der Bewässerungsbedarf über mehrere Jahre geschätzt werden können.

Fazit 

Mit diesem Projekt wird eine homogene quantitative Grundlage für die Beurteilung von Situationen von Wasserknappheit bereitgestellt. Es vermittelt einen Gesamtüberblick über die Bewässerungsproblematik auf regionaler und kantonsübergreifender Ebene (Waadt, Freiburg, Bern). Dank der zur Verfügung gestellten Datengrundlage können die Steuerung der Wasserressourcen und die Bewässerungsprojekte koordiniert und geplant werden. Die Plattform ist auch ein Kommunikations- und Lernwerkzeug. Anhand des Basismodells können Zukunftsszenarien (Klima, Raumentwicklung) berechnet werden. Damit eröffnet es neue Möglichkeiten für die Planung von Anpassungsmassnahmen.

Der Fortbestand der Plattform ist für die nächsten Jahre gesichert. Nun gilt es, das Potenzial des Modells zu nutzen und weitergehende Auswertungen durchzuführen. Da die geographische Auflösung nicht ausreicht, ist das Tool aktuell nicht für den einzelnen Landwirt zur Steuerung der Bewässerung nutzbar. Daher sollte die Weiterentwicklung zu einer interaktiven Anwendung auf Parzellenebene geprüft werden. 


Projektträger: Pro Agricultura Seeland

Pilotgebiet: Broye und Seeland (VD, FR, BE)

Laufzeit: 2014 - 2016

Begleitung: Bundesamt für Landwirtschaft

Weiterführende Informationen

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

Pro Agricultura Seeland
Peter Thomet

peter.thomet@bluewin.ch 

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Bundesamt für Umwelt BAFU
Klimaberichterstattung und –Anpassung

Papiermühlestr. 172
3063 Ittigen

climate-adaptation@bafu.admin.ch
www.bafu.ch

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