Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «Wasserknappheitshinweiskarten im Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees»

Das Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees gilt als niederschlagsreiche Region. Dennoch stellt sich die Frage, ob es infolge abschmelzender Gletscher und steigender Schneefallgrenze auch in dieser Region zu Wasserknappheitsproblemen kommen kann. Denn neben dem Klimawandel setzt auch das Siedlungs- und Bevölkerungswachstum die Wasserressourcen zunehmend unter Druck. Mit einer neuen Methode wurden gefährdete Gebiete identifiziert und Grundlagen für ein gezieltes Wassermanagement geschaffen.

Ausgangslage

Die Kantone Uri, Schwyz, Luzern, Ob- und Nidwalden grenzen an den Vierwaldstättersee. Für die fünf Kantone mit ihren unterschiedlichen Gesetzes- und Datengrundlagen stellt das gemeinsame Wassermanagement im Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees eine grosse Herausforderung dar. Bereits heute ist der Klimawandel in den Innerschweizer Berggebieten an den abschmelzenden Gletschern erkennbar. Deshalb stellt sich auch in einer wasserreichen Region wie der Innerschweiz die Frage, wie stark der Druck auf die Wasserressourcen zunehmen wird und was die wichtigsten Herausforderungen für das künftige Wassermanagement im Einzugsgebiet sind.

Ziele

Die im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt entwickelte Methode zur Situationsanalyse des Wasserdargebots und -bedarfs und zur Erstellung von Wasserknappheitshinweiskarten sollte im Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees getestet werden. Die Methode beinhaltet sowohl die Prüfung von klimabedingten Veränderungen als auch sozioökonomische Szenarien.

Vorgehen 

  • Zusammenstellen der verfügbaren Wissensgrundlagen, Unterteilen des Untersuchungsgebietes in Bilanzierungsräume, Festlegen der verwendeten Szenarien
  • Abschätzen der verschiedenen Wasserknappheitsrisiken mit einem gutachterlichen Ansatz für sämtliche Bilanzierungsräume, Erstellen von Wasserknappheitshinweiskarten
  • Vertiefte quantitative Analyse der abschmelzenden Gletscher und der Auswirkungen der Abflussänderungen auf die Wasserkraftnutzung 

Ergebnisse 

Der Anstieg der Schneefallgrenze, die Abnahme der sommerlichen Niederschlagsmengen und der Gletscherschwund bewirken eine saisonale Verschiebung der Abflüsse im Einzugsgebiet. In den Wintermonaten führen die Fliessgewässer mehr Wasser, in den Frühsommermonaten weniger. Bis Ende des Jahrhunderts wird ein Grossteil der Gletscher im Einzugsgebiet abgeschmolzen sein.

Dennoch bleibt das Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees auch in Zukunft wasserreich. Über das ganze Gebiet gesehen sind die grössten Herausforderungen die kleinräumigen Strukturen der Wasserwirtschaft sowie das Siedlungs- und Bevölkerungswachstum. Detaillierte Analysen der einzelnen Teileinzugsgebiete liegen nun in Form von zahlreichen Karten vor. Sie zeigen differenziert auf, wo lokal Handlungsbedarf besteht.

Um Knappheitssituationen zu vermeiden, empfiehlt das Projekt, die Wasserversorgungen miteinander zu vernetzen und die Grundwasserressourcen konsequent zu schützen. Betroffen von den veränderten Abflüssen sind aber in erster Linie die gewässergebundenen Lebewesen und die Wasserkraft. Deshalb ist bei Neukonzessionierungen darauf zu achten, dass die Biodiversität genügend geschützt und die Wasserkraftnutzung auf die neuen Bedingungen ausgerichtet werden kann. 

Fazit 

Die Methode zur Erstellung von Wasserknappheitskarten konnte in einem kantonsübergreifenden Einzugsgebiet detailliert getestet werden. Die meisten beteiligten Akteure beurteilten die Methode als zielführend. Sie weist die nötige Flexibilität für eine Anwendung bei unterschiedlichsten wasserwirtschaftlichen Strukturen auf.

Darüber hinaus bestätigen die Projektergebnisse die Wichtigkeit einer gleichzeitigen Betrachtung von klimatischen und sozioökonomischen Szenarien. Auch das Nationale Forschungsprogramm 61 «Nachhaltige Wassernutzung» kam zum Schluss, dass in wasserreichen Gebieten die Folgen der Veränderungen von Gesellschaft und Wirtschaft diejenigen des Klimawandels überwiegen können. 


Projektträger: Aufsichtskommission Vierwaldstättersee

Pilotgebiet: Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees (Kantone Obwalden, Nidwalden und Uri, Teilgebiete der Kantone Schwyz und Luzern)

Laufzeit: 2015 - 2017

Begleitung: Bundesamt für Umwelt

Weiterführende Informationen

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

Kanton Uri
Christian Wüthrich

christian.wuethrich@ur.ch 

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