Pilotprojekt zur Anpassung an den Klimawandel «Strategien zur Geschiebebewirtschaftung im Zusammenhang mit dem Klimawandel»

Als Folge des Klimawandels sind aus alpinen Einzugsgebieten zunehmende Geschiebemengen zu erwarten. In den Talböden ist daher mit grossen Problemen zu rechnen. Anhand von drei Fallbeispielen und unter Einbezug der Betroffenen wurden Lösungsansätze zur Geschiebebewirtschaftung erarbeitet.

Ausgangslage

Der Klimawandel führt zum Rückzug der Gletscher und zum Auftauen von Permafrost. Damit verbunden sind Felsstürze, Rutschungen und andere Naturgefahrenereignisse. Diese können die talwärts transportierten Geschiebemengen stark vergrössern. Bereits heute kann in alpinen Einzugsgebieten eine erhöhte Verfügbarkeit und eine zunehmende Verlagerung von Geschiebe in die Talböden beobachtet werden. Dies kann verschiedene Probleme zur Folge haben, so zum Beispiel Auflandungen, erhöhte Hochwasser- und Murganggefahr, Seebildung und Verlandung von Speicherseen. Die Bewirtschaftung der Geschiebemengen stellt hohe Ansprüche an die Raumplanung und die Gefahrenprävention, aber auch an die lokale Wirtschaft.

Ziele

Ziel des Projekts war die Entwicklung von Strategien und Konzepten für die Bewirtschaftung, Deponierung und Weiterverwendung der zunehmenden Geschiebemengen in den Tallagen. Dazu sollten Fallstudien in den Kantonen Bern, Graubünden und Uri durchgeführt werden, die auf weitere Gebiete übertragbar sind. Unter Einbezug der betroffenen Akteure und anhand der Kriterien Risikoreduktion, Auswirkungen auf Natur und Umwelt sowie Konfliktpotenzial sollten zudem Lösungsansätze erarbeitet und beurteilt werden.

Vorgehen

  • Beschaffen, Aufbereiten und Analysieren der relevanten Grundlagen und Erarbeiten einer prospektiven Geschiebeabschätzung für die Fallstudiengebiete unter Berücksichtigung des Klimawandels
  • Kontext- und Akteursanalyse in den Fallstudiengebieten, Festlegen der einzubindenden Akteure für die weiteren Arbeitsschritte
  • Erarbeiten von Lösungskonzepten zur Geschiebebewirtschaftung in den drei Gebieten, Beurteilung im Rahmen von Begleitgruppensitzungen und bei einem Workshop mit 30 Teilnehmenden aus den Fallstudiengebieten sowie mittels Experteninterviews
  • Erstellen eines Syntheseberichtes mit allgemeingültigen, übertragbaren Massnahmen

Ergebnisse

In den drei Pilotgebieten wurde eine prospektive Gefahrenanalyse unter Berücksichtigung des Klimawandels als Entscheidungsgrundlage für das Gefahrenmanagement durchgeführt. Zur Identifikation der relevanten Akteure wurde der historische, rechtliche, politische und soziale Kontext in den Fallstudiengebieten dokumentiert. Workshops, Interviews und der Einsitz in der Projektbegleitgruppe führten zu einer Sensibilisierung der Akteure.

Es entstanden Lösungsansätze zur Geschiebebewirtschaftung, welche die Strategien Vermeiden, Verwerten und Entsorgen sowie organisatorische Massnahmen umfassen. Die zahlreichen präventiven Massnahmen konnten die Wichtigkeit der prospektiven Geschiebeabschätzung aufzeigen. Auf Basis der Projektergebnisse wurden Elemente einer Strategie zur Geschiebebewirtschaftung erarbeitet.

Fazit

In allen drei Fallstudiengebieten ist eine Zunahme der Geschiebefrachten zu erwarten. Um den Einfluss des Klimawandels zu berücksichtigen, sind prospektive Geschiebeanalysen notwendig.

Die grosse Bedeutung von Akteursanalysen bei komplexen Projekten mit unterschiedlichen Disziplinen und Betroffenen ist entscheidend für das Gelingen eines solchen Projekts. Besonders wichtig sind die frühzeitige Identifikation und der aktive Einbezug von Schlüsselpersonen (z. B. Gemeindepräsidenten), die als «Türöffner» zu wichtigen Akteursgruppen fungieren, sowie eine transparente Kommunikation. Angesichts klimatischer Veränderungen sind flexible Lösungskonzepte gefragt. Meistens ist eine Kombination von Massnahmen nötig und auch am effektivsten. Für betroffene Gebiete besteht die Notwendigkeit, eine umfassende Strategie zur Geschiebebewirtschaftung zu erstellen.


Projektträger: GEOTEST AG

Pilotgebiet: Grindelwald (BE), Domat-Ems (GR), Erstfeld (UR)

Laufzeit: 2014 - 2015

Begleitung: Bundesamt für Umwelt

Weiterführende Informationen

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.10.2017

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Kontakt

GEOTEST AG
Thomas Scheuner

thomas.scheuner@geotest.ch

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Klimaberichterstattung und –Anpassung

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3063 Ittigen

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