D.04 Schutzgebiete im Klimawandel

Dieses Projekt entwickelte ein neues, semiquantitatives Verfahren, um zu beziffern, wie stark der Klimawandel die biologische Vielfalt in geschützten Biotopen bedroht. Ein Test in elf Schutzgebieten von Pro Natura im Kanton Graubünden förderte teils erhebliche Risiken zu Tage, insbesondere für die Organismen in und um Gewässer und Feuchtlebensräume.

D.04 Schutzgebiete im Klimawandel
Pro Natura-Schutzgebiet Munté bei Cazis

Ergebnisse

Dieses Projekt widmete sich der Frage, welches Risiko der fortschreitende Klimawandel für die Biodiversität in Naturschutzgebieten darstellt. Hierzulande sind diese Gebiete oft klein und von intensiv bewirtschaftetem Kulturland umgeben. Wenn es wärmer und trockener wird, können die Arten, für die sie geschützt wurden, kaum in nahe gelegene Areale ausweichen, in denen es kühler oder feuchter ist. 

Unter diesem Aspekt entwickelte das Projektteam eine neue, semiquantitative Risikobeurteilung und testete sie in elf Pro Natura-Schutzgebieten im Kanton Graubünden. Die Methode erfasst den Wert, die Verletzlichkeit sowie die Gefährdung der Biotope, indem sie die Arten und Lebensräume am Standort mit ihrer Sensitivität gegenüber Umweltveränderungen verknüpft. 

Die Testgebiete wurden anhand von insgesamt 23 Kriterien auf einer groben Skala klassiert und daraus das Risiko ermittelt. Es zeigte sich, dass Gewässer und Feuchtgebiete sowie deren Arten am stärksten vom Klimawandel bedroht sind, und zwar durch längere Trockenperioden. Eher geringer ist der Druck auf trockene Lebensräume wie Trockenwiesen, Ruderalflure oder Gebüsche und Hecken. 

Bis anhin waren oft Gutachten nötig, um die Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Gebiete einzuschätzen. Der neue Ansatz liefert eine einfache, vergleichbare Risikobewertung und verknüpft diese mit geeigneten Massnahmen. Die Methode könnte in Zukunft verfeinert, angepasst und damit für jeden beliebigen Standort in der Schweiz angewendet werden. 

Projektzusammenfassung (PDF, 853 kB, 13.02.2023)

Ausgangslage

Schutzgebiete schränken die Nutzung innerhalb definierter Räume ein, um spezifische Ziele des Natur- und Landschaftsschutzes zu erreichen. Bedrohte Lebewesen und Lebensräume können so in der meist intensiv genutzten Landschaft überdauern. Schutzgebiete tragen somit zum gesetzlich verankerten Erhalt der Biodiversität bei. Mit dem Klimawandel verändern jedoch Arten ihre Vorkommen und Lebensräume ihre Ausprägung. Es stellt sich die Frage, ob die heutigen Schutzgebiete unter klimatisch veränderten Bedingungen weiterhin die Arten und Lebensräume schützen, für die sie geschaffen wurden. Die dynamischen Prozesse der Biodiversität werden in den Konzepten der Schutzgebiete bislang noch zu wenig berücksichtigt. Dieses Projekt geht im Kanton Graubünden diese Fragen an, die bislang auch international kaum untersucht wurden. Gemeinhin gilt zwar die Schaffung grosser Pärke als Lösung, weil dadurch verschiedenste Lebensräume miteinander vernetzt bleiben und die Biodiversität weder räumlich noch durch die Bewirtschaftung erheblich eingeschränkt wird. Für die vergleichsweise kleinen Schutzgebiete mitten im genutzten Raum, wie sie für die Schweiz typisch sind, sind jedoch keine Konzepte bekannt, welche den Klimawandel berücksichtigen.

Ziele

  • Aufzeigen, wie Arten ihre Vorkommen und Lebensräume unter dem Regime des Klimawandels verändern.
  • Aufzeigen, inwieweit die heutigen Schutzgebiete in einem zukünftigen Klima ihre Ziele weiterhin erfüllen.
  • Erörtern, wie allfällige klimabedingte Lücken im Schutz der Biodiversität behoben werden können.

Vorgehen

  • Review Biodiversität GR im Klimawandel mittels Literaturstudie und aktuellen Forschungsergebnissen.
  • Erfassen der Schutzgebiete und ihrer Ziele im Kanton Graubünden.
  • Einbezug der Szenarien Klimawandel, spezifisch für den Kanton Graubünden.
  • Auswertung der Herausforderungen für Biodiversität und Schutzgebiete im Klimawandel.
  • Verfassen eines Konzept Schutzgebiete und Klimaanpassung mit Handlungsempfehlungen.
  • Workshop der Begleitgruppe.
  • Erstellen eines Schlussberichts mit Grundlagen, Synthese, Konzept und Fazit.
  • Verbreiten der Ergebnisse mittels Medienmitteilung, Social Media, Schlussbericht.

 

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Schutzgebiete der Biodiversität im Klimawandel: passen Ziele und Räume noch zusammen? (D.04)  

Projektgebiet:

Kanton Graubünden

Laufzeit:

Januar 2019 – Oktober 2021

Träger:

Bergwelten 21 AG

Begleitung: Bundesamt für Umwelt BAFU

Fachkontakt
Letzte Änderung 13.02.2023

Zum Seitenanfang

Kontakt

Veronika Stöckli
Geschäftsführerin
stoeckli@bergwelten21.ch
Tel. +41 81 413 03 50  

Kontaktinformationen drucken

https://www.nccs.admin.ch/content/nccs/de/home/massnahmen/pak/projektephase2/pilotprojekte-zur-anpassung-an-den-klimawandel--cluster--klimaan/d-04-schutzgebiete-im-klimawandel.html