C.05 Gemeinsame Strategien gegen Hangrutsche

Bei Risikoabschätzungen von Naturgefahren wird der Klimawandel oft unzureichend berücksichtigt. Dieses Projekt in der Berner Gemeinde Diemtigen begegnete den negativen Auswirkungen des Klimawandels wie Hangrutschen mit einem ganzheitlichen Ansatz. Doch sollen auch Chancen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, genutzt werden. Die angewandte Methode bezog von Anfang an sämtliche Akteurinnen und Akteure frühzeitig in die Beurteilung von Risiken ein, insbesondere die hauptsächlich von Naturereignissen betroffenen Gruppen.

Ein Hangrutsch begräbt ein Haus.
© Geotest AG, Gemeinde Tafers, Amt für Wald, Wild und Fischerei des Kantons Freiburg

Ergebnisse

Extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Trockenperioden nehmen mit dem Klimawandel zu und beeinflussen die Bodenstabilität von Bergregionen. In der Folge steigt das Gefahrenrisiko von Naturereignissen wie Hangrutschungen. Um dieses Gefahrenpotenzial zu reduzieren oder zumindest besser damit umgehen zu können, versuchte die Berner Berggemeinde Diemtigen mit einem neuen Ansatz, sämtliche betroffene Akteurinnen und Akteure bei der Beurteilung des Risikos einzubinden. 

Ausgangslage des Projekts bildete eine Analyse zur Einschätzung der Klimaveränderung im Diemtigtal. Es zeigte sich, dass mit einem Temperaturanstieg in der Region zu rechnen ist, der sich je nach Jahreszeit unterschiedlich auf die Bereiche der Alp- und Forstwirtschaft, den Tourismus sowie die Artenvielfalt auswirkt. Zu den Auswirkungen zählt etwa das vermehrte Auftreten von Trockenperioden im Sommer, das vor allem für die Alpwirtschaft eine Herausforderung darstellt. Es zeigt sich aber auch, dass das Futterdargebot auf den Alpen als Folge der längeren Vegetationsperiode und der höheren Temperaturen zunimmt. Danach ermittelte das Projektteam in mehreren Workshops mit den lokalen Akteurinnen und Akteuren die Chancen und Risiken sowie die Stärken und Schwächen des Bergtals. 

Aufgrund dieser Analyse leitete das Team für alle untersuchten Bereiche eine breite Palette von Massnahmen ab. Diese umfassen unter anderem die Anpassung der alpwirtschaftlichen Infrastruktur zur Sicherstellung der Wasserversorgung, beispielsweise durch den Einsatz von Zisternen, die Regenwasser speichern, oder durch den Anschluss an die Wasserversorgung des Siedlungsgebietes. Weiter empfiehlt das Team, die personellen Ressourcen in der Alp- und Forstwirtschaft aufzustocken, damit eine nachhaltige Nutzung auch bei einer Intensivierung sichergestellt werden kann.

Zu den möglichen Anpassungsmassnahmen zählt auch die Erschliessung von höher gelegenen Gebieten, die aufgrund der Klimaerwärmung besser genutzt werden können. Das Team rät zudem die Kooperation zwischen den Tal- und Sömmerungsbetrieben zu intensivieren, um auch bei zunehmenden Hitze- und Trockenperioden für gute Bedingungen in der Viehwirtschaft zu sorgen. 
Alle Massnahmen wurden in einem Katalog zusammengefasst. Die Publikation ist für viele Bergregionen in der Schweiz interessant, da sich die beschriebenen Ansätze auf andere Gebiete übertragen lassen.

Projektzusammenfassung (PDF, 580 kB, 26.01.2023)

Dokumente und Links

Ausgangslage

Der Klimawandel verändert vielerorts das Niederschlagsgeschehen: Starkregen, Trockenperioden oder veränderte Schneesituationen beeinflussen die Bodenstabilität an den Berghängen. Das Niederschlagsregime wirkt sich aber auch auf die Landnutzung im Alpenraum aus. Vermehrte Trockenheit führt zu veränderter Bewirtschaftung oder gar zu deren Aufgabe. Auch dies erhöht die Gefahr von Hangrutschen. Daraus ergeben sich wiederum Folgen für weitere Aspekte, etwa die Biodiversität, die touristische Attraktivität eines intakten Landschaftsbildes oder den Geschiebehaushalt von Flüssen. Diese komplexen Zusammenhänge stellen hohe Anforderungen an die lokalen Akteure, wenn sie Massnahmen für die Klimaanpassung planen und umsetzen wollen. Diemtigen als grösste Alpwirtschaftsgemeinde der Schweiz versucht, mit einem neuen Ansatz von Anfang an sämtliche Akteure in die Risikobeurteilung einzubeziehen und schafft so Grundlagen für Massnahmen gegen Hangmuren, die von allen verstanden und mitgetragen werden. Zu den beteiligten Akteuren gehören kantonale Stellen wie das Amt für Wald oder das Amt für Landwirtschaft und Natur genauso wie lokale Betroffene, zum Beispiel die Einwohnergemeinde, Vertreter des Naturparks Diemtigtal, Alpgenossenschaften oder auch Akteure im Tourismus oder lokalen Gewerbe.

Ziele

  • Erhalten der Nutzung und der Hangstabilität in Anbetracht des Klimawandels.
  • Auswirkungen des Klimawandels auf die Nutzung minimieren.
  • Risikobetrachtungen und Einbezug des Klimawandels werden selbstverständlich im Umgang mit Naturgefahren.
  • Erarbeiten praxiserprobter und gut eingebetteter Werkzeuge, um breit abgestützte und zukunftsfähige Massnahmen zu planen und die Risiken zu steuern.

Vorgehen

  • Erarbeiten eines dynamischen Systemmodells, das die komplexen Interaktionen zwischen den Teilsystemen abbildet.
  • Partizipative Entwicklung von klimaadaptierten Strategien und Massnahmen für eine angepasste Bewirtschaftung des Waldes und der Sömmerungsweiden.
  • Übergang in ein längerfristiges Projekt zur nachhaltigen, klimaangepassten Entwicklung des Diemtigtals.

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Erfolgreiche Klimaanpassungsstrategien in alpinen Lebensräumen als Verbundaufgabe (C.05) 

Projektgebiet:

Naturpark Diemtigtal (Gemeinde Diemtigen)

Laufzeit:

Januar 2019 – September 2021

Träger:

ARGE geo7 AG/Sofies-Emac AG gemeinsam mit Gemeinde Diemtigen und dem Naturpark Diemtigtal

Begleitung: Bundesamt für Umwelt BAFU, Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Fachkontakt
Letzte Änderung 26.01.2023

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Kontakt

Peter Mani
Mitglied der Geschäftsleitung
peter.mani@geo7.ch
Tel. +41 31 300 44 33  

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