i-Tree – Welchen Wert haben die Ökosystemleistungen von städtischen Bäumen und Wäldern?

Die Software i-Tree ermöglicht Städten und Gemeinden, die Ökosystemleistungen ihrer Bäume und Wälder in einen monetären Wert zu setzen. Das Team des Projektes F.10 wendet diese Software erstmals gesamtschweizerisch an. Die erfassten Zahlen liefern neue, wichtige Grundlagen, um urbane Grünräume nachhaltig zu planen.

Anpassung an den Klimawandel, Pilotprogramm Anpassung an den Klimawandel | 13.08.2020 | BAFU

Das in den USA entwickelte Software-Programm «i-Tree» ermöglicht die quantitative Aufnahme und monetäre Umrechnung von Ökosystemleistungen von Stadtbäumen und Wäldern. Etwa, welche Menge Feinstaub ein Baum aus der Luft filtert, oder die Menge Regenwasser, die im Wurzelraum zurückgehalten wird. Und wieviel es kosten würde diese Wassermenge anderweitig schadlos abzuleiten oder die Luft zu reinigen. Eine Arbeitsgemeinschaft aus PAN Bern, Arbor Aegis und der ZHAW sammelt im Projekt F.10 erstmals gesamtschweizerisch Praxiserfahrungen mit diesem Programm und erarbeitet aus den Erkenntnissen Instrumente für das nachhaltige Management von urbanen Grünräumen.

Das Projekt ist 2019 in den ersten zwei Städten – Schaffhausen und Zürich – erfolgreich angelaufen. In einheitlichen, koordinierten Feldaufnahmen wurden in beiden Städten rund 800 Bäumen komplett erfasst und katalogisiert, wovon etwa 350 Bäume die natürliche Verjüngung im Wald umfassen. Insgesamt waren etwa 60 Baumarten vertreten. Gesamthaft hielten diese Bäume beispielsweise mehr als eine halbe Million Liter Niederschlagswasser zurück – eine Menge, die mehr als 3500 Badewannen füllen würde. Dieses Wasser floss nicht in die Kläranlagen, sondern verblieb im Ökosystem, was wiederum half, das Stadtklima zu kühlen.

Weiter filterten die erfassten Bäume rund 200 Kilogramm Feinstaub (PM2.5) aus der Luft. Im Vergleich mit dem in der Luftreinhalteverordnung festgelegten Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel ist dies eine enorme Menge. Auf das ganze Stadtgebiet hochgerechnet, ist die Menge sogar noch grösser, da in den beteiligten Städten weit mehr Bäume stehen, als nur innerhalb der aufgenommenen Perimeter.

Verwaltungen, Behörden und Beteiligte aus der Forstwirtschaft zeigen grosses Interesse am Projekt. Denn auf nationaler Ebene sind die Ökosystemleistungen als ganzheitlicher Ansatz im Stadtbaum-Management noch nicht in Anwendung. Das Pflegeregime der Bäume orientiert sich bei grösseren Städten an langjährigen Konzepten oder Normen. Die Ökosystemleistungen in diese einzubeziehen, ist hierbei eine Herausforderung. 2020 wird der Praxistest deshalb auf sechs weitere Gemeinden ausgeweitet.

Das Ziel ist, den Städten zukünftig eine Management-Toolbox zur Verfügung zu stellen, um mit Hilfe des Programms gute Bedingungen für Stadtbäume zu ermöglichen sowie die Ökosystemleistungen des vorhandenen Baumbestandes schnell und einfach zu berechnen und zu erhöhen. Wenn dereinst alle beteiligten Schweizer Städte erfasst sind, wird es möglich sein, die Zahlen der Management-Toolbox im Stil eines Inventars zu verarbeiten. Mit der ökonomischen Argumentationsbasis von i-Tree lassen sich politische und wirtschaftliche Entwicklungen im Sinne von hochwertigem Stadtgrün positiv beeinflussen und nachhaltige Planungskonzepte lancieren und festigen. 

Letzte Änderung 13.08.2020

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