D.03 Klimaangepasste Baumarten im Schutzwald

Schutzwälder bewahren die Lötschberglinie vor Steinschlag, Lawinen oder Hangrutschen. Aufgrund des trockenen Klimas werden die Wälder bewässert. Da das örtliche Wasservorkommen jedoch knapp ist, verfolgt die Bahngesellschaft BLS das Ziel, die Schutzwälder nicht mehr zu berieseln. Dieses Projekt identifizierte einheimische Baumarten, die Hitze und Trockenheit ertragen, und erstellte ein Konzept zur klimaangepassten Schutzwaldbewirtschaftung.

Am Fuss eines begrünten Steilhangs fährt die Lötschbergbahn.
© Lukas Denzler

Ergebnisse

In den Alpen bewahren zahlreiche Schutzwälder Verkehrsflächen und Siedlungen vor Naturgefahren wie Steinschlägen, Lawinen oder Hangrutschen. Solche Wälder schützen auch das Bahntrassee der Lötschberg-Südrampe im Wallis. Aufgrund des trockenen Klimas werden diese Wälder bewässert. Jedoch ist das örtliche Wasservorkommen knapp, und es ist damit zu rechnen, dass es zukünftig noch knapper wird. Die Bahngesellschaft BLS möchte daher langfristig auf die Bewässerung der Schutzwälder an der Lötschbergstrecke verzichten.

Ausgangspunkt der Recherche bildeten Feldbegehungen, um die Baumbestände, Bewirtschaftungsart und Bewässerung flächendeckend zu erfassen. Die Projektverantwortlichen sammelten Daten zum bestehenden Mikroklima und beurteilten die Anpassungsfähigkeit der unterschiedlichen Baumarten in Bezug auf die absehbaren Klimaveränderungen. Die Fachleute prüften auch die Vor- und Nachteile der Anpflanzung von trockenheitstoleranten, aber gebietsfremden Baumarten wie Schwarzföhre, Steineiche und Robinie. 

Die Untersuchungen zeigten, dass der Wald bereits heute nahe der Trockenheitsgrenze liegt. Trockenheitstolerante Baumarten kommen zwar vor, ihr Anteil ist jedoch gering. Durch die bisherige Bewässerung wuchsen nicht standortangepasste Baumarten wie der Bergahorn anstelle von angepassten, aber konkurrenzschwachen Arten wie der Waldföhre und der Flaumeiche. 

Aufgrund dieser Erkenntnisse entwickelten die Projektverantwortlichen eine Waldbaustrategie, die die Schutzfunktion der Wälder auch unter klimatisch schwierigen Bedingungen aufrechterhält. Die Strategie setzt auf eine vielfältige Zusammensetzung von einheimischen Arten, die es erlaubt, die Bewässerung zu reduzieren oder ganz einzustellen. Wie die Reduktion der Bewässerung gelingen kann, ohne einen Totalausfall der Bestände zu riskieren, muss nun mit einer mehrjährigen Versuchsanlage untersucht werden.

Dokumente und Links

Ausgangslage

Schutzwälder verhindern, dass Steinschlag, Lawinen oder Hangrutsche auf das Bahntrassee der BLS zwischen Brig und Hohtenn (Lötschberg Südrampe) niedergehen. Die Wälder werden seit Jahren bewässert. Das Wasserangebot am exponierten Südhang ist jedoch gering. Deshalb möchte die BLS die Bewässerung mittel- bis langfristig reduzieren oder ganz einstellen. Gleichzeitig verändert der Klimawandel unsere Wälder. Gebietsfremde, aber hitze- und trockenresistente Baumarten drängen in einheimische Baumgesellschaften. Die BLS sucht folglich nach Alternativen zur bisherigen Bewirtschaftung. Kernfrage ist, welche einheimischen, hitzeresistenten Baumarten sich in den Schutzwäldern etablieren lassen, die mit den Folgen des Klimawandels wie auch mit einem geringeren Wasserangebot klarkommen. Versuchsweise Pflanzungen von verschiedenen, auch gebietsfremden, Baumarten fanden bereits statt und wurden ausgewertet. Es fehlen jedoch detailliertere Untersuchungen zur Reaktion von Altbeständen auf eine Einstellung der Bewässerung. Im Rahmen dieses Projektes möchte die BLS neue Konzepte der Schutzwaldbewirtschaftung ausarbeiten. In diesem Zusammenhang werden auch die Risiken und Chancen klimaresistenter gebietsfremder Baumarten miteinbezogen.

Ziele

  • Aufzeigen, welche Baumarten unter den zu erwartenden Klimabedingungen im Schutzwald in Frage kommen.
  • Untersuchen von Vor- und Nachteilen gebietsfremder Baumarten wie Schwarzföhre, Douglasie, Robinie, etc.
  • Aufzeigen, wie Beobachtungsflächen über einen längeren Zeitraum ausgeschieden, dokumentiert und betreut werden sollen, um Angaben über einen nachhaltigen Bestandesaufbau zu erhalten.

Vorgehen

  • Erheben des Ist-Zustandes: Flächendeckende Erfassung der als vorteilhaft erachteten Baumarten, der Bewirtschaftungsart/Bewässerung, der vorkommenden Waldgesellschaften, der gebietsfremden Baumarten.
  • Erheben der Klima- und Bewässerungsdaten: Niederschlag, Temperatur etc., Ausscheidung von Mikroklimazonen, Bildung von Klimaszenarien. Beschrieb bisheriges Bewässerungssystem.
  • Erarbeiten einer Strategie für die Schutzwaldbewirtschaftung: Szenarienbildung Waldgesellschaften, Aufzeigen möglicher Baumbestände unter Berücksichtigung der Schutzfunktion und der Klimaänderung, Einfluss von Bewässerungstaktiken auf den Waldbestand. Beitrag liefern zu Diskussion über die Vor- und Nachteile gebietsfremder Baumarten.
  • Langfristige Beobachtung: Konzept der langfristigen Beobachtung und Dokumentation, Einrichten und Dokumentieren von Probeflächen.
  • Synthesebericht, Infoveranstaltungen.

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Klimaangepasste Baumarten im Schutzwald der BLS Südrampe (D.03)

Projektgebiet:

Schutzwald entlang der BLS-Linie Brig-Hohtenn, Kanton Wallis

Laufzeit:

Februar 2019 – September 2021

Träger:

BLS Netz AG

Begleitung: Bundesamt für Umwelt BAFU

Fachkontakt
Letzte Änderung 21.02.2023

Zum Seitenanfang

Kontakt

Nicole Viguier
Fachverantwortliche Naturgefahren BLS Netz AG
nicole.viguier@bls.ch
Tel. +41 58 327 29 62
 

Kontaktinformationen drucken

https://www.nccs.admin.ch/content/nccs/de/home/massnahmen/pak/projektephase2/pilotprojekte-zur-anpassung-an-den-klimawandel--cluster--klimaan/d-03-klimaangepasste-baumarten-im-schutzwald.html