B.03 Mehrzweckspeicher gegen Sommertrockenheit

In den Alpen hat der Klimawandel einen starken Einfluss auf die Hydrologie – insbesondere durch das Abschmelzen der Gletscher, die steigende Schneefallgrenze und die zunehmenden Starkniederschläge. Dieses Projekt erarbeitete ein Konzept zum Ausbau eines multifunktionalen Speichersees oberhalb der Bündner Gemeinde Laax. Er soll nicht bloss Wasser, sondern auch Solarstrom speichern.

B.03 Speichersee Alp Nagens

Ergebnisse

Die Folgen des Klimawandels manifestieren sich auch in der bisher schnee- und wasserreichen Tourismusregion Flims-Laax im Kanton Graubünden: Die natürlichen Wasserspeicher in Form von Schnee und Gletschereis schwinden zunehmend. Dieses Pilotprojekt untersuchte, wie sich die Wasserversorgung auch in Zukunft sichern lässt. Dafür prüften die Fachleute den Bau eines Speichersees oberhalb von Laax im Val Plaun sowie – als Alternative dazu – eine Vergrösserung mit Mehrfachnutzung des bestehenden Speichersee Nagens. 

Grundlage der Untersuchung bildeten geologische und hydrologischen Studien, die das Potenzial eines neuen Speichersees prüften, der sowohl der Speicherung von Wasser als auch von regional erzeugter Solarenergie dient. Dabei betrachteten die Projektverantwortlichen insbesondere auch den wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen für die Region. 

Die Untersuchungen ergaben, dass ein neuer Speichersee im Val Plaun für das Vorhaben aus verschiedenen Gründen nicht geeignet ist. So ist eine Talseite für den Bau zu instabil. Eine mögliche Alternative bot sich in der Vergrösserung des bestehenden Speichersees Nagens. Dort erwies sich die natürliche Geländekammer als geeignet, um das Speichervolumen zu verfünffachen. 

Die Grundidee einer Erweiterung des Speichersees Nagens besteht darin, die grossen Wassermengen aufzufangen, die bei Starkniederschlägen und während der Schneeschmelze anfallen. Das gespeicherte Wasser lässt sich später für verschiedene Zwecke nutzen, etwa zur Beschneiung, Bewässerung, Stromproduktion und dezentralen Speicherung von erneuerbarer Energie. So soll Solarstrom aus regionalen PV-Anlagen in Form von hochgepumptem Wasser im See zwischengespeichert und später bedarfsgerecht abgegeben werden. Der Mehrzweckspeicher würde damit zu einer Alternative für private Batteriespeicher. 

Das Projekt stiess auf eine breite Zustimmung und wird nun von den Akteurinnen und Akteuren weiterverfolgt. Die organisatorischen Arbeiten zur Umsetzung – Sicherung der Wasserrechte sowie die Gründung einer Bau- und Betriebsgesellschaft – standen im Juli 2022 kurz vor Abschluss.

Dokumente und weiterführende Links

Ausgangslage

Der Klimawandel ist in der Surselva im Kanton Graubünden schon heute deutlich bemerkbar durch ansteigende Temperaturen, eine Abnahme der Niederschläge im Sommer und den Rückgang der natürlichen Speicher wie Schnee und Gletscher. Der Vorabgletscher wie auch der Segnasgletscher sind in wenigen Jahren vollständig weggeschmolzen. In der Skiregion Flims-Laax ist ein zunehmender Schneemangel zu beobachten. Karst-, Grundwasser- und Quellen-Systeme sowie die Seenlandschaften erfahren zunehmend Trockenperioden im Sommer. Gleichzeitig nehmen starke Niederschlagsereignisse zu. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Problem der Sicherstellung der Wasserversorgung für verschiedene Nutzungen in Zeiten des Klimawandels, insbesondere bei Sommertrockenheiten. Es analysiert das Potenzial eines Mehrzweckspeichers aus naturwissenschaftlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Perspektive und klärt Synergien verschiedener Nutzungen ab.

Ziele

  • Konzept zur Wasserspeicherung und -verteilung mithilfe eines alpinen Mehrzweckspeichers in der Projektregion.
  • Allgemein gültige Empfehlungen für die Umsetzung von Mehrzweckspeichern in der Schweiz.

Vorgehen

  • Ist-Analyse von Glaziologie, Hydrologie, Karst (Geologie), Meteorologie.
  • Entwicklung von Zukunftsszenarien und Abschätzung derer Wirkung.
  • Analyse möglicher Nutzungen eines Mehrzweckspeichers: Beschneiung, Auffangen von Stark-Niederschlägen, Sicherung Speisung der Karst-, Grundwasser- und Quellen-Systeme und Seenlandschaften, touristische Nutzung
  • im Sommer, Energie-Produktion und -Speicherung.
  • Partizipativer Prozess mit betroffenen Stakeholdern.
  • Erarbeitung Gesamtkonzept Mehrzweckspeicher.
  • Schlussbericht und Kommunikation.
  • Wissenschaftliche Begleitstudie.

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Mehrzweckspeicher Fuorcla/Nagens zur Anpassung an Sommertrockenheiten (B.03)

Projektgebiet:

Region Imboden-Surselva (GR)

Laufzeit:

Januar 2019 – Juni 2021

Träger: Standortgemeinden Flims, Laax und Falera (GR) zusammen mit Flims Electric AG und Weisse Arena AG
Begleitung:

Bundesamt für Umwelt BAFU, Bundesamt für Energie BFE

Fachkontakt
Letzte Änderung 05.12.2022

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Kontakt

Martin Maron
Direktor Flims Electric AG
mmaron@flimselectric.ch
Tel. +41 81 920 90 20  

Kontaktinformationen drucken

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