B.05 Bewässerung in Bergregionen

Der Klimawandel wird sich erheblich auf die Wasservorräte auswirken, die heute in Form von Schnee und Eis in den Alpen vorkommen. Dieses Projekt befasste sich im Val de Bagnes mit der Frage, wie sich die Wasserversorgung des Walliser Seitentals in Anbetracht zukünftiger Wasserknappheit sicherstellen lässt. Die Modellrechnungen ergaben, dass Wasserspeichermöglichkeiten ausgebaut werden müssen.

Eine Alpwiese wird automatisch bewässert.
© istock

Ergebnisse

Dank Schmelzwasser aus Schnee und Eis steht im Val de Bagnes das ganze Jahr hindurch reichlich Wasser für vielfältige Nutzungen zur Verfügung. Wasser wird nicht bloss als Trinkwasser eingesetzt, sondern auch zur Bewässerung, Beschneiung und Energieproduktion. Der Klimawandel führt indes voraussichtlich zu einer geringeren Schnee- und Eisbedeckung. Und im Sommer drohen längere Trockenperioden. 

Diese Prognosen veranlassten den regionalen Energie- und Wasserversorger ALTIS darüber nachzudenken, wie sich die Wasserversorgung des Tals in Zukunft sicherstellen lässt. Im Rahmen des Pilotprojekts unternahm ALTIS in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Ingenieurwissenschaften (Fachhochschule Westschweiz Valais-Wallis) und der WSL (Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) einerseits eine breite Bestandsaufnahme, um die Bedürfnisse und Praktiken aller Wassernutzerinnen und -nutzer im Tal zu erfassen. 

Andererseits erfolgte eine detaillierte Modellierung sowohl der Rohwasserversorgung als auch des Verteilnetzes im Val de Bagnes. Für jede Talseite entwickelte das Projektteam ein spezifisches Modell, dass sowohl die Wasserentnahmestellen als auch die Art der Wassernutzung berücksichtigt. Die Berechnungen ergaben, dass bis zum Jahr 2085 jeweils insbesondere in den Monaten August bis Oktober mit Engpässen zu rechnen ist. Grund dafür ist, dass in dieser Periode immer weniger Niederschlag fällt, der Bewässerungsbedarf entsprechend steigt und die Vorräte in den Wasserspeichern zur Neige gehen. 

Um Mangelperioden zu vermeiden, so zeigen die Modellierungen, müssten die Wasserspeichermöglichkeiten auf beiden Talseiten verdoppelt werden. Zu diesem Zweck könnten bestehende Rückhaltebecken vergrössert oder zusätzliche Reservoire gebaut werden. Zudem wäre es sinnvoll, das gesammelte Wasser mehrfach zu nutzen – also nicht allein zur Energieproduktion, sondern beispielsweise auch zur Bewässerung.

Diese vertieften Erkenntnisse über die aktuellen und zukünftigen Wasserkreisläufe im Tal erlauben es den Behörden, das Management und die Planung des regionalen Wasserversorgungsnetzes zu optimieren und nachhaltig zu gestalten. Derzeit erarbeitet ALTIS einen Masterplan, der sämtliche notwendigen Massnahmen enthält, um die Bedürfnisse der Wassernutzenden auch in Zukunft zu decken. 

Ein schmelzender Gletscher
© David Volken / BAFU

Ausgangslage

Im Val de Bagnes im Unterwallis ist derzeit ausreichend Wasser für die Bewässerung vorhanden. Bleiben Niederschläge aus, deckt Schmelzwasser aus Schnee und Eis den Bedarf. Diese komfortable Situation wird sich jedoch voraussichtlich ändern. Dieses Projekt möchte Bedarf und Verfügbarkeit von Wasser bis ins Jahr 2100 abschätzen und damit ermöglichen, notwendige Änderungen am Versorgungsnetz zu planen. Dabei wird das ganze Tal einbezogen. Auf dem Gemeindegebiet gibt es Wasserspeicher, die bislang kaum zur Bewässerung genutzt werden, sondern zum Beispiel für Kunstschnee, Wasserkraft oder Trinkwasser. Eine Hauptaufgabe des Projekts besteht darin, den verschiedenen Wasserverbrauchern den Nutzen, aber auch die Problematik solcher Mehrzweck-Wasserreservoirs aufzuzeigen. Die Landwirte sollen Informationen zu ihrem Wasserverbrauch und zu den kommenden Herausforderungen erhalten, die ihnen heute fehlen. Neu erschlossene, natürliche oder künstliche Speicher könnten helfen, Trockenzeiten zu überdauern. Die Bezüge müssen jedoch wohl dosiert und der Anschluss an das bestehende Verteilnetz geplant werden.

Ziele

  • Langzeitprognose des lokalen Klimawandels bis Ende des 21. Jahrhunderts.
  • Abschätzung der Entwicklung von Wasserbedarf und -verfügbarkeit in einer Bergtourismusregion mit starken saisonalen Schwankungen.
  • Gesamtplanung der kommunalen Wasserversorgungsnetze, einschliesslich des landwirtschaftlichen Bewässerungsnetzes.

Vorgehen

  • Entwicklung eines hydrologischen Modells unter dem Einfluss der Klimaszenarien.
  • Messung des Wasserbedarfs bestimmter Kulturen im Rahmen eines Feldversuchs in einem Kontrollfeld.
  • Überwachung der Pilotanlage mit Sensoren über zwei volle Bewässerungssaisons
  • Modellierung des monatlichen Wasserbedarfs für Bewässerung, Trinkwassergewinnung, Kunstschnee und Wasserkraftproduktion. Voraussage der für diese verschiedenen Nutzungen verfügbaren Vorräte.

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Retenues d’eau multi-usages : une nécessité pour l’irrigation future ? (B.05)

Projektgebiet:

Gemeinden Bagnes und Vollèges (VS)

Laufzeit:

Januar 2019 – April 2021

Träger:

ALTIS Service eaux-energies de la commune de Bagnes, www.altis.swiss

Begleitung: Bundesamt für Umwelt BAFU, Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Fachkontakt
Letzte Änderung 05.05.2023

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Kontakt

Alexandre Gillioz
Projektleiter Wasserkraft
alexandre.gillioz@altis.swiss
Tel. +41 27 777 11 50  

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