A.04 Hitzestress bei Weidekühen

Der globale Klimawandel führt zu häufigeren Hitzeperioden. Milchvieh ist besonders anfällig für Hitzestress. Dieses Projekt entwickelte eine wissenschaftliche Methode, um Hitzestress bei Weiderindern zuverlässig zu erkennen. Die Fachleute konnten Verhaltensweisen bei Kühen identifizieren, die es Tierhalterinnen und Tierhaltern erlauben, Anzeichen der Überhitzung zu erkennen, damit sie die Tiere zur heissesten Tageszeit in den Stall bringen können.

Kühe auf einer Weide bei Sonnenschein
© Leon Ephraim, Unsplash

Ergebnisse

Milchbauern und -bäuerinnen halten ihre Kühe zunehmend auf den Weiden. Die Weidehaltung bietet viele Vorteile, sie setzt die Tiere allerdings im Sommer den klimabedingt längeren Hitzeperioden aus. Das Milchvieh ist besonders anfällig für Hitzestress und reagiert bei hohen Temperaturen mit abnehmender Leistung und verschlechterter Fruchtbarkeit.

Dieses Projekt ermittelte während zwei Sommern in einer experimentellen Studie das Verhalten von 24 Milchkühen bei hohen Temperaturen. Die Hälfte der Tiere blieb den ganzen Tag auf der Weide. Die andere Hälfte wurde während der heissesten Tageszeit in den Stall gebracht. Dabei erfassten die Fachleute das Verhalten, physiologische Indikatoren und die Leistung der Kühe kontinuierlich, ebenso die Klimadaten.

Ergänzend dazu führten die Fachleute bei Schweizer Landwirtinnen und -wirten eine Online-Umfrage durch zum Umgang mit hitzeleidenden Weidekühen. Die Umfrage ergab, dass es unter Milchviehhalterinnen und -haltern weit verbreitet ist, die Kühe während der heissesten Tageszeit in den kühleren Stall zu holen. Diese Massnahme ist zwar nachweislich wirksam, wurde aber mehrheitlich zu spät ergriffen.

Die experimentelle Studie zeigte, dass tierbezogene Indikatoren notwendig sind, um den Hitzestress einer Kuh zuverlässig zu beurteilen. Dazu zählen etwa Angaben zur Körpertemperatur, zum Stoffwechsel und zu Inhaltsstoffen der Milch. Allerdings lässt sich die Belastung der Kühe auch anhand ihres Verhaltens einschätzen: Auf der Weide legen sich Kühe mit zunehmendem Hitzestress weniger hin, reduzieren ihre Aktivität und atmen schneller. Ausserdem halten sich die Tiere näher am Wassertrog auf und verringern die Abstände zueinander.

Diese praxisrelevanten Verhaltensmerkmale können in Massnahmenempfehlungen für Landwirtinnen und Landwirte umgesetzt werden. Dank dieser Informationen können sie die Hitzebelastung ihrer Kühe besser erkennen und rechtzeitig reagieren, wenn die Tiere erste Anzeichen von Hitzestress zeigen.

Projektzusammenfassung (PDF, 1 MB, 16.12.2022)

Dokumente und weiterführende Links

Zusammenfassung

A.04 Synthese Hitzestress bei Weidekühen (PDF, 1 MB, 16.12.2022)Das Wichtigste in Kürze (Projektzusammenfassung)

Ausgangslage

Die Schweizer Milchwirtschaft setzt zunehmend auf weidebasierte Systeme. Nebst allen Vorteilen der Weidehaltung setzt sie demgegenüber die Rinder der Hitze unmittelbar aus. Hitzestress kann die Leistung, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere ernsthaft beeinträchtigen. Gerade Milchvieh ist besonders anfällig. Der globale Klimawandel führt zu häufigeren Hitzeperioden, auch in gemässigten Klimazonen wie der Schweiz. Die Kenntnis von beobachtbaren Hitzestress-Anzeichen im Verhalten der Weidekühe würde es den Landwirten ermöglichen, effiziente Kühlstrategien rechtzeitig anzuwenden. So könnten negative Folgen vermieden und das Tierwohl verbessert werden. Dieses Projekt will eine Methode entwickeln, um diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen.

Ziele

  • Sensibilisierung von Landwirten zur Auswirkung von Hitzestress bei Milchkühen.
  • Erweiterung des praktischen Wissens zum Umgang mit Hitzestress bei Milchkühen.
  • Tierwohl und Tiergesundheit fördern.

Vorgehen

  • Es wird eine Online-Befragung mit mindestens 250 Bauern durchgeführt. Die Bauern werden nach ihrem Weide- und Hitzestress-Management befragt. In 25 Milchviehbetrieben werden die danach die klimatischen Bedingungen im Sommer gemessen. Die Landwirte erfassen die täglichen Weidezeiten und die verwendeten Kühlmassnahmen.
  • In einem Experiment während zwei Sommern mit 24 Milchkühen wird die Hälfte davon den ganzen Tag auf der Weide bleiben und die andere Hälfte während der heissesten Tageszeit in den Stall gebracht. Dabei werden das Verhalten, physiologische Indikatoren und die Leistung der Kühe kontinuierlich erfasst, ebenso die Klimadaten.
  • Aufgrund der gewonnenen Daten werden Verhaltensindikatoren identifiziert, diese werden in 12 Milchwirtschaftsbetrieben validiert.

Projektregion

Vollständiger Projekttitel:  Verhaltensmerkmale zur Erkennung von beginnendem Hitzestress bei Milchkühen in weidebasierten Haltungssystemen in der Schweiz (A.04)
Projektgebiet: Schweiz
Laufzeit: April 2018 – Juni 2021
Träger: Agroscope Zentrum für tiergerechte Haltung von Wiederkäuern und Schweinen
Begleitung: Bundesamt für Veterinärwesen BLV, Bundesamt für Landwirtschaft BLW

Fachkontakt
Letzte Änderung 16.12.2022

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Kontakt

Nina Keil
nina.keil@agroscope.admin.ch
Tel. +41 58 480 33 76;

Frigga Dohme-Meier
frigga.dohme-meier@agroscope.admin.ch
Tel. +41 58 466 72 27
 

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