C.02 Hochwasserabschätzung entlang der Aare

Als Folge des Klimawandels werden Hochwasser voraussichtlich zunehmen. Gleichzeitig steigt das Schadenpotenzial entlang von Gewässern, da die Bebauung generell immer dichter wird. Das Projekt C.02 entwickelte eine Methode, wie sich zukünftige Schadenausmasse für Hochwasser abschätzen lassen. Konkrete Berechnungen anhand eines Gebiets entlang der Aare zeigen, dass das Schadenausmass aufgrund der Siedlungsentwicklung rund 10 bis 15 % zunimmt. Eine Wertesteigerung der Sachwerte wurde nicht berücksichtigt. Weiter kann das Schadenausmass durch den Klimawandel – je nach dessen Ausmass und Auswirkungen – gegenüber der Siedlungsentwicklung kaum bis wesentlich mehr zunehmen.

Die Aare führt viel braunes Wasser.

Ergebnisse

Auf Grundlage der neuesten Klimaszenarien schätzte das Projektteam zunächst ab, in welchem Rahmen sich die Hochwasserabflüsse in der Aare zwischen Thun und der Mündung in den Rhein in Zukunft verändern könnten. Da auf Basis der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keine genauen Zahlen bestimmt werden können, wurde mit «was-wäre-wenn» Szenarien gearbeitet, welche im Sinne von Bandbreiten die Sensitivität der Schadensausmasse gegenüber Abflussveränderungen zeigen.

Mithilfe eines bestehenden Überflutungsmodells eruierten die Fachleute anschliessend, welche Folgen die höheren Hochwasserspitzen auf die Überflutungsflächen haben. Dabei zeigte sich, dass bereits geringe Erhöhungen der Abflussspitzen zu erheblichen Zunahmen der Überflutungsflächen führen können.

Parallel dazu schätzte das Projektteam ab, wie sich die Siedlungsgebiete an der Aare im potenziellen Überflutungsbereich in Zukunft weiterentwickeln. Auf dieser Grundlage berechneten die Fachleute mithilfe weiterer Modelle, dass das Schadenpotenzial bis 2040 um voraussichtlich rund 14 Prozent zunimmt. In den nachfolgenden Jahrzehnten wird sich das Schadenpotenzial weiter erhöhen, wenn auch in geringerem Ausmass.

Schliesslich verknüpften die Fachleute die räumlichen Daten zum Schadenpotenzial sowie die modellierten Überflutungsflächen in einem geografischen Informationssystem (GIS). Dadurch liessen sich für verschiedene Szenarien das zukünftige Schaden­ausmass in den betroffenen Gebieten abschätzen.

Diese GIS-basierten Berechnungen zeigen: Das Schadenausmass wird allein aufgrund der Siedlungsentwicklung bis 2040 je nach Berücksichtigung von Objektschutzmassnahmen rund 10 bis 15 % zunehmen. Eine Wertesteigerung der Sachwerte wurde nicht berücksichtigt. Weiter zeigen die «was-wäre-wenn»-Szenarien, dass je nach Ausmass des Klimawandels und einer damit verbundenen Zunahme der Spitzenabflüsse das Schadenausmass kaum bis wesentlich mehr gegenüber der Siedlungsentwicklung zunehmen kann.

Die in diesem Projekt C.02 entlang der Aare entwickelte und angewandte Methodik lässt sich grundsätzlich auch auf andere Einzugsgebiete oder Flussabschnitte übertragen. Damit können auch in anderen Regionen der Schweiz Entscheidungsgrundlagen für die zukünftige Entwicklung der Schadensausmasse durch Hochwasser erarbeitet werden.

Projektzusammenfassung (PDF, 1 MB, 03.05.2023)

Dokumente und weiterführende Links

Ausgangslage

Der Klimawandel führt voraussichtlich zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Hochwassern, wobei die zukünftige Entwicklung grossräumiger Ereignisse schwierig vorherzusagen ist. Gleichzeitig steigt auch in der Nähe der grossen Gewässer das Schadenpotenzial stetig an. Besonders stark betroffen sind die Gebiete entlang der Aare, zwischen Thun und der Mündung in den Rhein. Gefahrenkarten weisen bereits heute die Überschwemmungsgefahr aus. Diese Karten wurden aber für die aktuellen Klimabedingungen erstellt. Prognosen, wie sich die Wahrscheinlichkeit von Hochwassern angesichts des Klimawandels verändert und welche Schäden unter diesen Voraussetzungen zu erwarten sind, fehlen noch weitgehend. Die Studie liefert wichtige Grundlagen, um sich auf häufigere und/oder intensivere Hochwasser vorzubereiten und kann mithelfen, die Behörden in der risikobasierten Raumplanung zu unterstützen.

Ziele

  • Abschätzen der veränderten Hochwassersituation unter einem sich ändernden Klima für seltene und extreme Wiederkehrperioden (Bandbreiten).
  • Entwicklung und Anwendung eines Modells zur Abschätzung des Siedlungswachstums in der Zukunft.
  • Abschätzen des Schadensausmass für die Zeitpunkte heute, 2040 und 2100.
  • Abgeben von Empfehlungen in Bezug auf Anpassungsstrategien im Bereich der Schadensminderung bei Hochwasser.
  • Einbezug und Sensibilisierung der kantonalen Stakeholder und des Bundes.

Vorgehen

  • Beschaffen von hydrologischen Grundlagen sowie von Grundlagen zum Schadenpotenzial.
  • Ermittlung von «was-wäre-wenn»-Szenarien bezüglich der Abflussspitzen und -mengen der Aare unter Berücksichtigung der Klimaszenarien CH2018.
  • Modellierung der Überflutungsflächen aufgrund der angenommenen Abflussdaten.
  • Entwicklung einer Methodik zur Projektion des Schadenpotenzials in die Zukunft
  • Berechnung des Schadensausmass heute und in der Zukunft (mit und ohne Einfluss der Klimaveränderung) unter «was-wäre-wenn»-Szenarien.

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Hochwassergefährdung und Risikoentwicklung entlang der Aare unter einem sich verändernden Klima (C.02)

Projektgebiet:

Überflutungsfläche der Aare ab Wehr Thun bis Mündung in den Rhein in den Kantonen Bern, Solothurn und Aargau

Laufzeit:

November 2018 – Februar 2021

Träger:

GEOTEST AG / Hunziker, Zarn & Partner AG / Universität Zürich

Begleitung: Bundesamt für Umwelt BAFU

Fachkontakt
Letzte Änderung 09.05.2023

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Kontakt

Severin Schwab
Fachbereichsleiter Wassergefahren und Hochwasserschutz
GEOTEST AG
severin.schwab@geotest.ch
Tel. +41 31 910 01 63
 

Kontaktinformationen drucken

https://www.nccs.admin.ch/content/nccs/de/home/massnahmen/pak/projektephase2/pilotprojekte-zur-anpassung-an-den-klimawandel--cluster--managem/c-02-hochwasserabschaetzung-entlang-der-aare.html