C.02 Hochwasserabschätzung entlang der Aare

Der Klimawandel zieht voraussichtlich häufigere und stärkere Hochwasserereignisse nach sich. Gleichzeitig steigt das Schadenpotenzial entlang von Gewässern, da die Bebauung generell immer dichter wird. Das Projekt C.02 entwickelte eine Methode, wie sich zukünftige Risiken für Hochwasserschäden abschätzen lassen. Konkrete Berechnungen anhand eines Gebiets entlang der Aare zeigen, dass der Klimawandel die Hauptursache für die erwartete Zunahme des Schadensausmass durch Überschwemmungen ist, und nicht die Siedlungsentwicklung.

Die Aare führt viel braunes Wasser.

Ergebnisse

Auf Grundlage der neuesten Klimaszenarien schätzte das Projektteam zunächst ab, wie sich die Hochwasserabflüsse in der Aare zwischen Thun und der Mündung in den Rhein in Zukunft verändern. Es stellte sich heraus, dass sich die Spitzenabflüsse während extremer Wetterereignisse bis 2040 im Mittel um etwa 8 Prozent, und bis 2100 um etwa 12 Prozent erhöhen. Diese Zahlen weisen indes erhebliche Bandbreiten auf.  

Mithilfe eines bestehenden Überflutungsmodells eruierten die Fachleute anschliessend, welche Folgen diese Hochwasserspitzen nach sich ziehen. Dabei zeigte sich, dass bereits geringe Erhöhungen der Abflussspitzen zu erheblichen Zunahmen der Überflutungsflächen führen können. 

Parallel dazu schätzte das Projektteam ab, wie sich die Siedlungsgebiete an der Aare im potenziellen Überflutungsbereich in Zukunft weiterentwickeln. Auf dieser Grundlage berechneten die Fachleute mithilfe weiterer Modelle, dass das Schadenpotenzial bis 2040 um voraussichtlich rund 14 Prozent zunimmt. In den nachfolgenden Jahrzehnten wird sich das Schadenpotenzial weiter erhöhen, wenn auch in geringerem Ausmass. 

Schliesslich verknüpften die Fachleute die räumlichen Daten zum Schadenpotenzial sowie die modellierten Überflutungsflächen in einem geografischen Informationssystem (GIS). Dadurch liessen sich für verschiedene Szenarien das zukünftige Schadenausmass in den betroffenen Gebieten abschätzen.  

Diese GIS-basierten Berechnungen zeigen: Hauptursache für die Zunahme des Schadensausmass durch Überschwemmungen an der Aare ist eindeutig die Klimaerwärmung. Die klimatisch hervorgerufene Risikozunahme liegt etwa 5 bis 15 Mal höher als die siedlungsbedingte Risikozunahme. 

Die in diesem Projekt entwickelte und angewandte Methodik ist auf andere Einzugsgebiete oder Flussabschnitte übertragbar. Damit können auch in anderen Regionen der Schweiz Entscheidungsgrundlagen für die zukünftige Entwicklung der Hochwasserrisiken erarbeitet werden. 

Projektzusammenfassung (PDF, 1 MB, 16.01.2023)

Ausgangslage

Der Klimawandel führt voraussichtlich zu einer erhöhten Gefahr von Hochwasser. Gleichzeitig – und zu einem Grossteil unabhängig vom Hochwasserrisiko – steigt auch in der Nähe der grossen Gewässer das Schadenpotenzial stetig an. Gefahrenkarten weisen bereits heute das Überschwemmungsrisiko aus. Diese Karten wurden aber auf der Basis aktueller Klimadaten erstellt. Prognosen, wie sich das Hochwasserrisiko angesichts des Klimawandels verändert, und welche Schäden unter diesen Voraussetzungen zu erwarten sind, fehlen noch weitgehend. Die Studie iefert für einen grossen Abschnitt der Aare ab Thun bis zur Mündung in den Rhein die nötigen Grundlagen, um sich auf häufigere und/oder intensivere Hochwasser vorzubereiten und die Basis für eine glaubhafte und umsetzbare, risikobasierte Raumplanung legen.

Ziele

  • Abschätzen der veränderten Hochwasser-Situation und -Risiken unter einem sich ändernden Klima.
  • Ausarbeitung von Empfehlungen bezüglich möglicher Anpassungsstrategien auf Basis der Resultate der Überflutungsberechnungen und Risikoabschätzungen.
  • Einbezug und Sensibilisierung der kantonalen Stakeholder und des Bundes. 

Vorgehen

  • Beschaffen von hydrologischen Grundlagen sowie von Grundlagen zum Schadenpotenzial.
  • Berechnung von Szenarien bezüglich der Abflussspitzen und -mengen der Aare unter Berücksichtigung der Klimaszenarien CH2018.
  • Modellierung der Hydraulik aufgrund der berechneten Abflussdaten.
  • Entwicklung einer Methodik zur Projektion des Schadenpotenzials in die Zukunft.
  • Berechnung der Hochwasserrisiken heute und in der Zukunft (mit und ohne Einfluss der Klimaveränderung).

Projektregion

Vollständiger Projekttitel: 

Hochwassergefährdung und Risikoentwicklung entlang der Aare unter einem sich verändernden Klima (C.02)

Projektgebiet:

Überflutungsfläche der Aare ab Wehr Thun bis Mündung in den Rhein in den Kantonen Bern, Solothurn und Aargau

Laufzeit:

November 2018 – Februar 2021

Träger:

GEOTEST AG / Hunziker, Zarn & Partner AG / Universität Zürich

Begleitung: Bundesamt für Umwelt BAFU

Fachkontakt
Letzte Änderung 16.01.2023

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Kontakt

Severin Schwab
Fachbereichsleiter Wassergefahren und Hochwasserschutz
GEOTEST AG
severin.schwab@geotest.ch
Tel. +41 31 910 01 63
 

Kontaktinformationen drucken

https://www.nccs.admin.ch/content/nccs/de/home/massnahmen/pak/projektephase2/pilotprojekte-zur-anpassung-an-den-klimawandel--cluster--managem/c-02-hochwasserabschaetzung-entlang-der-aare.html