Klimaverträgliche Wälder der Zukunft

Wie sollten die Wälder der Zukunft aussehen und was kann die Wissenschaft dazu beitragen?

Verschiedene Baumarten reagieren unterschiedlich empfindlich auf Hitze und Dürre, die die Wälder in Zukunft voraussichtlich zunehmend bedrohen werden. Einige Bäume wie Eichen wurzeln tiefer und können so Wasser aus der Tiefe des Bodens aufnehmen, während flachwurzelnde Arten wie Fichten Wasser nur aus dem Oberboden aufnehmen können, der bei einem Dürreereignis schnell austrocknet. Es gibt einige Hinweise darauf, dass Wälder mit einer höheren Baumvielfalt (d.h. mit verschiedenen Baumarten) trockenheitsresistenter sein können als Monokulturen. Beispielsweise könnten Arten mit unterschiedlicher Wurzeltiefe die Konkurrenz um Wasser vermeiden und die Bodenfeuchtigkeit effizienter nutzen als Monokulturen, bei denen alle Bäume Wasser aus einer Bodentiefe aufnehmen. Dieser Effekt in Mischungen wird als Nischenkomplementarität bezeichnet. Darüber hinaus könnten tiefwurzelnde Bäume Wasser in flachere Bodenschichten heben, wo dann flachwurzelnde Arten profitieren.

Auch wenn viele Auswirkungen der Biodiversität auf die Dürreempfindlichkeit von Wägern bekannt sind, bleibt für die Wissenschaftler noch viel Arbeit zu tun. Nicht alle Arten profitieren in Mischung voneinander, und manchmal sind Mischwälder weniger trockenheitsresistent als Monokulturen. Die richtigen Arten mit zusammenpassenden Merkmalen zu finden, ist eines von Noemies Forschungsthemen. Darüber hinaus müssen spezifische Standortbedingungen (z.B. Boden und das Mikroklima) berücksichtigt werden, da manchmal eine Artenkombination an einem Standort gut funktioniert, an einem anderen aber nicht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen erforschen, ob nicht einheimische Arten, die trockenheitstoleranter sind, für den Schweizer Wald in Zukunft eine Option wären. Es ist jedoch unklar, ob solche Baumarten die Funktion von Ökosystemen negativ beeinflussen würden (z.B. indem sie Insekten und Vögeln keinen Lebensraum bieten) oder ob sie invasiv (d.h. sich mehr oder weniger unkontrolliert ausbreiten) sein könnten. Das Verständnis potenziell negativer Auswirkungen nicht einheimischer Arten, aber auch ihrer Vorteile, ist ebenfalls eine notwendige Forschungsrichtung.

Es bleibt noch viel zu tun, um zu verstehen, wie ein klimaveträglicher Wald aussehen sollte, der in der Lage ist, im unsicheren Klima der Zukunft zu bestehen.  Aber es gibt Möglichkeiten, die Dürreresistenz der Wälder durch die Wahl der richtigen Arten und der richtigen Mischungen zu verbessern - eine wissenschaftlich fundierte Waldbewirtschaftung ist ein vielversprechender Weg, um die Ökosystemleistungen des Waldes auch in Zukunft zu erhalten.

Letzte Änderung 11.11.2021

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Prof. Dr. Arthur Gessler

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Noemi ist Waldökologin und Spezialistin für die Auswirkungen des Klimawandels auf Bäume und Wälder. Der Klimawandel wirkt sich auf verschiedene Baumarten unterschiedlich aus, und oft (aber nicht immer) sind Mischwälder mit höherer Baumvielfalt widerstandsfähiger gegen Trockenheit. Es gibt noch viele unbeantwortete Forschungsfragen, denen Noemi und ihr Team nachgehen. Darunter sind unter anderem: Welches ist die beste Artenmischung für das Klima der Zukunft? Wie können sich Bäume gegenseitig helfen, in trockenerem und heisserem Klima zu wachsen und zu überleben? Ist es eine gute Idee, jetzt nicht in der Schweiz heimische Arten zu pflanzen?

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