Beeinträchtigte Schutzwälder

Die Baumsterblichkeit nimmt in der Schweiz zu. Höchstwahrscheinlich ist der Klimawandel die Ursache dafür.

Infolge steigender Temperaturen und der höheren Häufigkeit von Dürreereignissen nimmt bereits heute die Baumsterblichkeit weltweit zu. In der Schweiz sind die Kiefernwälder (Pinus sylvestris) in tieferen Lagen des Wallis seit den 1990er Jahren am stärksten betroffen, und die Dürre von 2018 führte zu einem zusätzlichen intensiven Absterben. Im Jahr 2018 berichteten Förster in den Kantonen Solothurn, Jura, Basel und Schaffhausen ebenfalls über intensive vorzeitige Blattverfärbung und Absterben der Buche. Darüber hinaus wurden viele andere Arten wie Fichte und Tanne negativ beeinflusst, und in vielen Teilen der Schweiz sind diese Arten heute gefährdet abzusterben. Mit der prognostizierten Zunahme der Temperatur und der Häufigkeit von Dürreereignissen wird erhöhte Baumsterblichkeit in Zukunft eher die Regel als die Ausnahme werden.

Die zunehmende Mortalität von Bäumen wird höchstwahrscheinlich durch den Klimawandel verursacht. Direkte Auswirkungen eines sich ändernden Klimas sind hauptsächlich die Einschränkungen der Wasserverfügbarkeit während Dürreperioden, die in Zukunft voraussichtlich häufiger auftreten werden. Einerseits verursacht die verringerte Wasserverfügbarkeit Luftembolien in den wasserführenden Gefässen der Bäume, die zu einem hydraulischen Versagen führen und so den Wassertransport unterbinden. Andererseits schliessen Bäume die kleinen Poren (Spaltöffnungen) in ihren Blättern, um Wasserverluste zu vermeiden. Dadurch verringert sich aber auch die Menge an CO2, die von den Blättern aufgenommen werden kann, und dies führt langfristig zu Kohlenhydratmangel. Darüber hinaus werden Bäume, die durch Hitze und Dürre gestresst sind, anfälliger für Schädlinge und Krankheiten, die zusätzlich zur Sterblichkeit beitragen.

Die absterbenden Föhrenwälder im Wallis können ihre Schutzleistungen nicht richtig erfüllen. Abgestorbene und umgestürzte Bäume stabilisieren den Boden nicht und können nicht vor Steinschlag und im Winter vor Lawinen schützen. Es ist wahrscheinlich, dass Siedlungen, Strassen und andere Infrastrukturen nicht mehr ausreichend geschützt sind, wenn die Baumsterblichkeit weiter zunimmt. Dies ist nicht nur ein Problem des Wallis, sondern könnte weite Teile der Bergregionen in der Schweiz betreffen. Die Förster werden in Betracht ziehen müssen, an den Hängen, wo die Föhre nicht überleben kann, trockenheitsresistentere Baumarten zu pflanzen.

Letzte Änderung 11.11.2021

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Eidg. Forschungsanstalt WSL

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Prof. Dr. Arthur Gessler

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Jean ist Förster im Wallis, und er ist beunruhigt wegen des Zustands seiner Wälder. Die an den Hängen wachsenden Kiefern, die für die Erfüllung wichtiger Ökosystemleistungen wie den Schutz der Böden, aber auch der menschlichen Siedlungen und Infrastrukturen wichtig sind, sterben nach Jahren mit intensiven Dürreperioden ab.

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